Krachender Aderlass
Die Noise-Rock-Combo Killed by 9V Batteries arbeitet derzeit an ihrem neuen Album. Trotz einem erfolgreichen Jahr gehen sie noch immer gerne Plasma spenden.
Für den berüchtigte Künstler Martin Kippenberger lag Graz am „Arsch der Socke". Man fragt sich, was er von Weiz gehalten hätte. Dass eines der fulminantesten heimischen Noise-Rock-Alben des letzten Jahres von einer dort formierten Band eingespielt wurde, hätte ihn sicher verwundert.
Die drei Burschen von Killed by 9V Batteries, eben mal über zwanzig, haben 2002 erstmals ihre Instrumente in die Hand genommen. Nach einigen Veröffentlichungen in Kleinstauflage wurden sie vom Wiener Label Siluh Records unter die Fittiche genommen. Mit ihrem Debütalbum (2006) sorgten sie für einiges Aufsehen. Obwohl oder gerade weil ihr Gestus ungeniert an die späten Achtziger und frühen Neunziger erinnerte. In der Attitüde slackerhaft wie Dinosaur Jr., in Sachen Gitarrenlärm den großen Sonic Youth verpflichtet. Und trotz ihrer Räudigkeit verlieren sie nie den Blick auf beseeltes Songwriting. Während andere Indie-Rock-Bands dem elektronischen Dancefloor in ihr Schaffen Einlass gewähren, legen Killed by 9V Batteries Wert auf Purismus. „Es gibt doch fast nur mehr Disco-Rock-Bands", sagte der Gitarrist und Sänger Wolfgang Möstl bei der Veröffentlichung ihres Debütalbums.
Im Moment nehmen sie gerade Songs für ihr neues Album auf, das voraussichtlich im Juni 2008 erscheint. Die Wartezeit wird demnächst mit einer Split-Single - gemeinsam mit den Jolly Goods - auf dem bekannten Berliner Label Louisville Records verkürzt. Naked Lunch oder etwa Jeans Team feierten auf diesem Label schon europaweite Erfolge. Für die studiotechnische Arbeit wird abermals der Berliner Tobias Siebert verantwortlich zeichnen, bekannt von der Indie-Pop-Band Delbo. „Unser erstes Album war noch sehr Lo-Fi. Diesmal soll der Sound Mid-Fi-Qualität haben", sagt Möstl. Für die Aufnahmen und Live-Auftritte hat sich das Trio zusätzlich mit dem Gitarristen und Keyboarder Philipp Ludersdorfer verstärkt.
Über 50 Konzerte haben sie dieses Jahr im In- und Ausland gespielt, vor allem Deutschland und der Schweiz. Sogar zusammen mit den legendären The Wedding Present, die vom unvergessenen britischen Radiomoderator John Peel in den Achtzigern entdeckt wurden. Als Quelle zur Aufbesserung des Einkommens hat Möstl übrigens schon vor längerer Zeit Plasmaspenden entdeckt. Zur Zeit des Gesprächs sitzt er gerade als Tourbus-Fahrer für die Band Gary hinterm Volant. Auch wenn sich das Konzertaufkommen und damit die finanzielle Situation im letzten Jahr verbessert hat, zum Aderlass geht er heute noch gerne. „Aber nicht nur des Geldes wegen. Ich finde diese Situation einfach immens entspannend." Die jährliche Blutwäsche in den Privatsanatorien der Schweiz können sich eben nur Stars wie Blixa Bargeld leisten.
Weitere Infos:
www.killedby9vbatteries.com
Tiz Schaffer, Dezember 2007