Gut vernetzt (*)
Die Medienkünstlerin Lia pendelt zwischen Wien, Graz und dem Rest der Welt
Direkt zum *Update 2023
Das Internet war kaum geboren, da beschäftigte sich eine junge Grazerin bereits mit den neuen Möglichkeiten des world wide web. Zwar dominierten zu Beginn noch „kommerzielle" Aufträge wie die Programmierung von Websites, doch bald verwendete Lia die von ihr bevorzugte Software Macromedia Director vorrangig zur Kunstproduktion. Über diese Entwicklung sagt sie: „Ich wollte nie Künstlerin werden, es ist einfach passiert. Ich habe nach Sachen gesucht, die mir Spaß machen." Ihre erste größere Arbeit, nun als Archiv auf www.turux.at zu sehen, wurde prompt in internationalen Grafikmagazinen und Kunstforen besprochen. Seitdem suchen Lias diverse Projekte auf ungewöhnlich intensive Art den Kontakt mit dem Publikum. Nicht nur bei Festivals wie der Ars Electronica oder im Rahmen von Ausstellungen wie zuletzt bei „Kunstmaschinen Maschinenkunst" in der Schirn Kunsthalle Frankfurt. Auch Lias Websites sind oft von den User/innen veränderbar, so reagieren etwa interaktive Arbeiten auf der Portfolio-Seite „Strange things happen" ( www.strangeThingsHappen.org) auf Impulse von außen in grafischer wie akustischer Hinsicht.
Seit 2000 sorgt die Künstlerin auch mit Live-Visuals für visuelle Zusatzreize zu elektronischer Musik, wobei sie hauptsächlich mit dem Grafikdesigner Miguel Carvalhais und dem Künstler Pedro Tudela im portugiesischen Musikprojekt @c kooperiert. Seit einigen Jahren widmet sich Lia neben der eigenen künstlerischen Arbeit vermehrt der Lehrtätigkeit an der Grazer Fachhochschule Joanneum (Fach: Multimedia Authoring).
Der Einzug der sogenannten „neuen Medien" in die Kunstwelt hat bereits deutliche Spuren hinterlassen. Allerdings wird es noch weitere fünf Jahre dauern, so schätzt Lia, bis auch die großen Sammlungen und Museen in vollem Umfang realisiert haben, dass es in diesem Bereich neue Ausdrucksformen und -möglichkeiten gibt, deren Anschaffung immer wichtiger wird. Die Aufbauarbeit von Institutionen wie der Ars Electronica in Linz oder auch dem Medienturm in Graz trägt jedenfalls erste Früchte. Wer eine Arbeit von Lia erwerben möchte, kann sich zum Beispiel eine öffentlich zugängliche Website gestalten lassen oder aber ein „eigenes" digitales Kunstwerk, über dessen adäquate Präsentation im privaten Raum sich die Künstlerin bereits bei der Auftragsvergabe Gedanken macht. Schließlich macht es einen gehörigen Unterschied, ob eine Animation auf einem kleinen Bildschirm oder einer Hausfassade gezeigt wird. Die neue Tendenz, aus den digitalen Daten auch analoge Prints anzufertigen, hat Lia noch nicht überzeugt: „Das Zwischenstadium, etwas an die Wand zu hängen, das ursprünglich bewegt war und für den Computer gedacht war, stimmt für mich nicht. Das erinnert mich daran, wenn man von einem Video ein Standbild ausdruckt. Das ist vielleicht eine Erinnerung, aber eben nur ein kleiner Teil des Ganzen." Spätestens mit der Maschinenkunst-Ausstellung in Frankfurt, die von März bis Ende Juni 2008 auch im Museum Tinguely in Basel zu sehen sein wird, hat Lia ein größeres internationales Publikum erreicht. Und schön langsam nimmt man sogar im Inland von ihrer Kunst Notiz. Mit dem soeben zugesprochenen Staatsstipendium etwa, das Lia im Jahr 2008 vor allem für ein Buchprojekt verwenden will.
Weitere Links:
www.re-move.org (preisgekrönt bei der Ars Electronica)
www.itIsBlackItisWhite.org (schwarzweiß und äußerst interaktiv)
www.iSaidIf.net (Werk für die Ausstellung Kunstmaschinen Maschinenkunst)
Wolfgang Kühnelt
Jänner 2008
*Update 2023: International etabliert
Lia verbindet in ihren Arbeiten die konventionellen Techniken des Zeichnens und Malens mit der Ästhetik digitaler Bilder und Algorithmen. Dabei ist das Üppige ihre Sache nicht - im Gegenteil: Lias Werke zeichnen sich durch einen gewissen Minimalismus aus. Ihr Hauptaugenmerk liegt darauf, bestimmte erlebte Prinzipien in abstrakte Formen, Bewegungen und Farben zu übersetzen, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, diese auf einer unterbewussten Ebene zu erleben.
Als Pionierin der Software- und Webkunstszene ist die geborene Grazerin immer am Puls der Zeit, so kreierte sie 2022 selbst NFTs. Lias Kunstwerke wurden bereits an vielen internationalen Institutionen präsentiert. Ihre Arbeiten waren z. B. in der Dong Gallery in Taipeh zu sehen (2018 und 2019), im Eden Project in Cornwall (2019) und im Kunstzentrum Akbank Sanat in Istanbul (2017). Ihre Ausstellungen erstrecken sich auch über Orte wie das Art Science Museum in Singapur (2016) und das San Jose Institute of Contemporary Art in San Jose, CA, USA (2014).
In Österreich wurden Lias Werke unter anderem im Grazer Kunsthaus, der Neuen Galerie Graz, dem Lentos sowie Ars Electronica Centre Linz und dem Museum für angewandte Kunst Wien gezeigt. Für ihre künstlerische Arbeit wurde Lia mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter dem „Outstanding Artist Award - Media Art and Video Art" (2017) der Republik Österreich.
Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit betreibt Lia seit August 2016 den Blog vegetaria.at, auf dem sie vegetarische Rezepte aller Art veröffentlicht.
Zur Website www.liaworks.com