Der junge Prinz von Graz (*/**)
Der Jungschauspieler Michael Großschädl sieht die darstellende Kunst als „große Reise durch mich selbst“.
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Kleine Buben möchten, wenn sie groß sind, meist Polizist oder Feuerwehrmann werden. Michael Großschädl hingegen zeigte sich in puncto Berufswunsch schon in jüngsten Jahren sichtlich kreativer: Er schwankte zwischen Arzt, Priester oder Schauspieler. Schlussendlich konnte der 1987 geborene Grazer doch noch eine Wahl treffen, er studiert seit 2005 Darstellende Kunst an der Kunstuniversität Graz (KUG). Gut für ihn, dass er sich entscheiden konnte; noch besser für uns, dass er sich so entschieden hat.
„Mein Weg hat sich eigentlich schon früh gezeigt."
Michael Großschädls schauspielerische Ambitionen zeichneten sich schon sehr zeitig ab, wurden von seinen Eltern früh erkannt und auch gefördert. Da ja bekanntlich nur der frühe Vogel den Wurm fängt, ging es bereits im Alter von elf zum ersten Casting: Der Vater mimte damals den Chauffeur und brachte den Sohnemann zum Vorsprechen, der schließlich, erfolgreich gecastet als Moderator für die „Knax Klub Mini-Playback-Show der Steiermärkischen Sparkasse, das Steirische Original" erste Schritte im „Showbiz" wagte. Private Theaterprojekte und Aufführungen beim „Theater am Ortweinplatz" verstärkten in der Folge die Lust am Spielen und konkretisierten allmählich den Wunsch, zum Theater zu gehen. Seit nunmehr drei Jahren verfolgt Michael Großschädl seine schauspielerische Ausbildung konsequent mit Herz und Fleiß an der KUG. In „Jagdszenen aus Niederbayern" von Martin Sperr, Shakespeares „Sommernachtstraum", Lessings „Emilia Galotti" sowie in „Geschichte vom Soldaten", einem Stück von Igor Stravinsky in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Charles F. Ramuz, konnte er sich bereits in seiner Kunst erproben. Zurzeit tut er dies sehr erfolgreich im Schauspielhaus Graz. „Das Wetter vor 15 Jahren", basierend auf dem Roman von Wolf Haas, ist eine Koproduktion von Schauspielhaus Graz und den Instituten für Schauspiel und Bühnengestaltung der KUG und bietet dem Schauspielstudenten neue Erfahrung in der Theaterlandschaft Steiermark.
„Das Stück ist sehr herausfordernd. Ich fand auch das Buch schon wahnsinnig spannend."
Meist wird er in den Stücken nach seinem Typ besetzt, der, in der Theaterliteratur als „Junger Prinz bzw. Aristokrat" bezeichnet, von ihm selbst als „jugendlich" beschrieben wird. Jemand richtig Bösen habe er noch nicht gespielt; die dunkle Seite einer Figur, die nicht vordergründig böse sein muss, ruhig aber intrigant sein kann, interessiere ihn aber schon. Der Schauspielstudent ist in seiner Laufbahn bestrebt, das Spektrum an unterschiedlichsten Rollen in jeder Hinsicht für sich auszuschöpfen.
„Ich möchte viele verschiedene Menschen, Gemütszustände und Körperlichkeiten zeigen können und selbst erleben. Der Beruf des Schauspielers ist wie eine große Reise durch mich selbst, auf der ich neue Seiten an mir entdecken kann."
Mit Idolen und Vorbildern geht der junge Künstler jedoch bedächtig um: „Leute, zu denen du aufblickst oder von denen du dir gewisse Inspirationen holst, wird es immer geben. Ich will aber lieber meinem eigenen Spiel treu bleiben, um etwas Authentisches und Originales zu bringen."
Großschädls authentisches und originales Spiel wird dem Grazer Publikum in den nächsten beiden Jahren bis zu seinem Abschluss hoffentlich noch öfters zugänglich sein. Was die Zukunft für ihn bereithält, weiß er selbst noch nicht genau -ein Medizin- oder Theologiestudium ist jedenfalls nicht angedacht.
Elmar Stengg
Dezember 2007
*Update 2018: Abstecher ins Rheinland
Nach seinem Studienabschluss 2009 wurde der Steirer für drei Jahre am Rheinischen Landestheater Neuss engagiert. 2013 kehrte er dann kurzzeitig zurück nach Österreich, um bei der Uraufführung des Theaterstückes „Jakob der Letzte" im Rahmen der Rosegger-Festspiele 2013 als Florian Hüttenmauser mitzuspielen. Im selben Jahr noch nahm er am Grazer Next Liberty die Rolle als Schüler F in dem Stück „Jugend ohne Gott" an. Im Jahr darauf erfolgte für den Österreicher doch wieder die Rückkehr nach Deutschland, diesmal als festes Ensemblemitglied ans Rheinische Landestheater Neuss. Dort spielte er nicht nur in vielen bekannten Stücken, wie zum Beispiel Solo in „Die Leiden des jungen Werthers" mit, sondern führte auch einige musikalische Projekte durch. So komponierte er beispielsweise die gesamte Bühnenmusik für das Theaterstück „Sofies Welt". Mit der Spielzeit 2016/17 wechselte der Künstler erneut ans Next Liberty in Graz, dieses Mal jedoch als fester Bestandteil des Ensembles. Hier spielte er in Stücken wie „Der Zauberlehrling", „Faust", „Der Schüler Gerber" und in der Musical-Uraufführung „Die fürchterlichen Fünf" mit.
Für seine schauspielerische Leistung im Zwei-Personen-Stück „Patricks Trick" erhielt Großschädl gemeinsam mit Christoph Steiner 2017 die STELLA Auszeichnung in der Kategorie „Herausragende Darstellerische Leistung". Im selben Jahr nahm der Schauspieler und Kabarettist auch noch am Grazer Kleinkunstvogel Wettbewerb teil, bei dem er es bis ins Finale schaffte. Im Juni 2017 feierte sein Musikkabarett „Junge, lern doch einfach mal Deutsch!" Premiere, ein Programm, mit dem er bis heute immer wieder auftritt. Im Jahr 2018, anlässlich des Peter-Rosegger-Jubiläumsjahres, vertonte der engagierte Künstler einige Gedichte Roseggers, woraus das Programm „Mit Peter Rosegger durchs Jahr" entstand, welches am 6. Juli 2018 Premiere feierte.
ARTfaces-Redaktion
Juni 2018
**Update 2023: Die Abenteuer des Michael Großschädl
Nach seinem ersten Programm „Junge, lern doch einfach mal Deutsch!" entstand 2021 ein gemeinsames Programm mit den Kabarett-Kollegen Martin Kosch, Paul Sommersguter und Andi Peichl. Namensgebend für das Programm „Der lange Weg zur Bühne", das im April 2021 in Dornbirn Premiere feierte, war eine Wanderung von Graz nach Vorarlberg. Der Inhalt selbst entstand auf der 23 Tage langen Reise, die die vier Bühnenkünstler gemeinsam bestritten.
Eine größere Bekanntheit erlangte der Musikkabarettist und Schauspieler durch Auftritte in der ORF-Sendung „Pratersterne" und als Sonderreporter für die „Kleine Zeitung". Für die Tageszeitung ist er dabei unter anderem bei Massenevents wie dem "Aufsteirern", dem Altausseer Kirtag oder beim Grazer Marathon unterwegs.
Zurzeit bespielt er mit seinem zweiten Solo-Programm „Der große Blonde mit dem braunen Affen" die Bühnen des Landes. "Das Multitalent imitierte und parodierte, dass sie die Balken bogen, sang sich durch ein gescheit und abwechslungsreich durchgestaltetes Programm und ließ zum Gaudium aller auch ausgewählte Talente aus dem Publikum mit am (Lach-)Erfolg teilhaben", berichtet Walther Neumann in der "Kleinen Zeitung" von der Premiere im Grazer Theatercafé.
Zudem kann man Michael Großschädl regelmäßig als Schauspieler im Next Liberty, in der Komödie Graz sowie der Grazer Oper bewundern, so auch ab Anfang November 2023 im Stück „Tom Sawyer", wo er in der Produktion der Komischen Oper Berlin die Rolle von Tom Sawyers Klassenkollegen Alfred Temple übernehmen wird.
Zur Website von Michael Großschädl
Felix Ernst
November 2023