Komponierte Atmosphären
Klang, Malerei, Video. Es sind drei verschiedene Werkgruppen, die sich über die Jahre und die Intensität der Beschäftigung bei Peter Hutter zusammenfinden – zu vielschichtigen Eroberungen des Raumes.
Am Anfang war die Musik.1954 in Villach geboren ist Peter Hutter vom Psychologiestudium in Graz mehr als enttäuscht und widmet sich in der Folge seiner Leidenschaft, von asiatisch über 12-Ton Musik bis Jazz und John Cage sucht er nach Grenzüberschreitungen, experimentiert mit einer 16-köpfigen Bigband („Synogulon Music"), spielt in einem Duo Saxophon, Vibraphon und Synthesizer bis ihm die zahlreichen Auftritte zu anstrengend werden. Zurück in Graz richtet er sich ein kleines Tonstudio ein und erhält bald einen Kompositionsauftrag des ORF.
Sein malerisches Talent beginnt Peter Hutter erst Anfang der 80er Jahre zu nutzen. Der 1984 gewonnene Förderpreis eröffnet ihm dazu im Handumdrehen alle Möglichkeiten. Ambientale Großformate entstehen. Stoffwechsel, Organisches werden zu den umkreisten Themen: „Es sind die gegenständlichen Formen, die seine Bilder beleben. Aber diese Formen sind nicht einfach vor dem Objekt linear abstrahierte oder vereinfachte Gegenstände. Restbestände von Objekten, Teilaspekte von Dingen lässt er aus seinem Unterbewusstsein aufsteigen und im Bild Gestalt finden", so sein Förderer Wilfried Skreiner über die Malereien. Mögliche Deutungen dieser Bildkompositionen bewegen sich auf einer sehr persönlichen, einer unterbewussten Schicht.
Die folgenden Jahre sind von der Malerei eingenommen. Als „Akkordarbeiter" nimmt sich Peter Hutter oft drei Bilder gleichzeitig vor, auch wenn er immer wieder mit den Formen ringt. Dicke Schichten übermalter Zustände bezeugen diese ausgetragenen Kämpfe, die in jenem Moment gipfeln, wo es plötzlich konveniert. Aber die Musik war auch in dieser Zeit immer da. Als Multiinstrumentalist beginnt Hutter parallel zur Malerei Musik für seine Ausstellungen zu schreiben und zu produzieren: „music for exhibitions". Auch Videoarbeiten werden zur Ausdruckform in seiner Erforschung der Grundlagen menschlicher Wahrnehmung. Hier ist die Interferenz, die Überlagerung verschiedener Frequenzen sein Experimentierfeld.
Seit 1992 verdichten sich diese abgesteckten, künstlerischen Felder zu gemeinsamen Rauminstallationen. Peter Hutter nennt sie „Compositions" und bleibt auch als Multimediakünstler ein „Handarbeiter". Seine Dramaturgien orientieren sich dabei bewusst nicht an den Entwicklungen der Hightech-Welt. Materialien wie Dia-, Video- und Overheadprojektionen, Malerei, Licht und Sound finden Eingang in das komplexe Ganze dieser Gesamtkunstwerke. Kompositorische Einflüsse kommen besonders von John Cage, denn es gilt auch dem Zufall seinen Platz einzuräumen. Als fließende Raumstrukturen generieren sie Atmosphären, in denen sich keine Situation wiederholt, eine subjektive Ebene des Erlebens, die mit den Betrachter/innen interagiert. Denn gleich einem „audiovisuellen Aquarium" steht man plötzlich „im Bild".
Die dazugehörige Musik ist punktuell arrangiert - mehr Stille als Musik. „Und dann knallt es wieder irgendwo los! - Der Besucher weiß nicht wann es ihn wo erwischt", beschreibt Hutter. Vielleicht kommt daher der Hang zu sehr speziellen Topografien. Schlossbergstollen und Kanonenbastei wurden bereits mit raumgreifenden „Compositions" bespielt. Ersteres möchte Peter Hutter bald wieder tun. Man könnte sagen seine Arbeiten kreisen beinahe um den Berg in der Mitte der Stadt. Gewissermaßen „subkutan urban".
Eva Pichler, 2009
Ausstellungen (Auswahl): 1985 "After Science" Project I (Internationale Malergruppe); 1999 Sarajevo Winter Festival (Academy of Fine Arts) "Light in the River"; 1999 20. Musik-Biennale Zagreb (Museum of Modern Art) "Second Coming"; 1999 3-Städte-Projekt: Graz - Zagreb - Labin: "The Tubes" II; 2003 Brüssel "Neue Malerei".