Beba Fink ist nicht zu fassen
Die Leibnitzer Künstlerin zeigt vielfältige Bildserien zwischen Fotografie und Grafik
Manchmal stehen Betrachter vor ihren Fotos und rätseln, ob es sich um eine realistische Fotografie oder ein fotoreales Grafikdesign handelt - so zum Beispiel bei der „Autodrom"-Serie, mit der die in Leibnitz lebende Fotografin und Grafikerin Beba Fink im November 2010 im Grazer Stadtmuseum bei „photo graz 010" vertreten war, der biennalen Leistungsschau der steirischen Fotoszene. „Am schönsten ist, wenn man verwirren kann, die Farben als Farben nicht erkannt werden, Installation und Fotografie sich nicht mehr unterscheiden lassen", sagt Beba Fink.
Wenn die 1968 geborene Fotografin spricht, sprudelt es nur so aus ihr heraus. Und auch die Bilder scheinen bei Beba Fink aktuell nur so zu sprudeln. Auf die Beteiligung bei „photo graz" folgten Einzelausstellungen bei der Akademie Graz im Februar 2011, in der Fotogalerie im Grazer Rathaus im März, bei den Kulturtagen Wagna im April und in der Fotogalerija Stolp im alten Judenturm in der Stadtmauer von Maribor, Slowenien, im Mai 2011. Daneben veröffentlicht sie in Zeitschriften wie „Der Bagger" (Wien) oder „Sterz" (Graz).
Die Vielseitige lässt sich nicht auf eine Stilrichtung festlegen. In der Akademie Graz zeigte Beba Fink eine Serie von Aufnahmen vom Caritasball im Grazer Marienstüberl, die durch SW-Umwandlung und bis an die Grenze ausgereizte Kontraste wie Schwarz-Weiß-Grafiken wirkten. Im Grazer Rathaus dagegen bezogen Finks Bilder ihre Spannung aus der Kombination von Natur- und Architekturaufnahmen. Diese Bildpaare - in Schwarz-Weiß konvertiert, aber ansonsten nicht verfremdet - wurden ergänzt von Texten und Kommentaren, die Freunde aus aller Welt beigesteuert hatten. „Was hier als Antwort zu den Bildern kam, war die reinste Lichterkette auf einem Weihnachtsbaum", freut sich die Fotografin. „Es gab die unterschiedlichsten Zugänge und die vielfältigsten Beiträge - von Gedichten und Geschichten bis hin zu Zeichnungen und japanischen Schriftzeichen."
Vielfalt genießt bei Beba Fink, die in Graz Kunstgeschichte studierte und in Leibnitz als Grafikdesignerin lebt und arbeitet, den höchsten Stellenwert. Und doch sind zwei Konstanten im Werk der Fotografin augenscheinlich: Zum einen ihr Hang zum Schwarz-Weiß-Bild und zum anderen ihr ausgeprägtes Faible für Serien.
„Manche Fotos sind als Farbfotos einfach zu lieblich, zu weltlich, zu präpotent", meint Beba Fink. „Es gibt Serien, da will ich das nicht und beginne wegzulassen: einerseits die Farbe, anderseits alles, was mir zu befüllt oder zu viel ist. Ich reduziere auf Schwarz-Weiß, lasse nur das Wichtigste stehen: die Mimik, Gesten, Muster, Linien. Ich nenne das ganze ‚Fotografik‘. Es geht um die Aussage, dass auch mit weniger Fotoanteil ein Gefühl beim Betrachter erzeugt werden kann; ein stärkeres als bei einem Zuviel an Farbe und Darstellungen."
Was die Serien betrifft, so hat Beba Fink etliche work-in-progress-Projekte am Laufen, die ständig erweitert werden. Da wäre die Serie von Sängerinnen und Sängern, für die sie in Graz und Umgebung regelmäßig in der ersten Reihe von Pop-, Rock- und Jazzkonzerten zu finden ist. Oder das Projekt „Kunstkinderküchekerle", bei dem die Mutter von drei Söhnen den Spagat zwischen Beruf und Berufung, Kindern und Männern, Versorgung und Liebe fotografisch aufarbeitet; dann die Serie „vor.ort", die in der Fotogalerie im Grazer Rathaus zu sehen war, und die ebenfalls weiter wachsen soll; und schließlich - neben einigen weiteren Projekten - die Serie von Selbstporträts, mit denen die Fotografin sich und ihr Tun mit der Kamera hinterfragt.
Zu fotografieren begann Beba Fink mit 16, damals noch analog. In der Zwischenzeit arbeitet sie meistens digital und bearbeitet die Aufnahmen am Computer nach. Das schließt aber nicht aus, dass sie auch Aufnahmen mit der Hasselblad oder einer ihrer Lomos macht und später die gute, alte Heim-Dunkelkammer aufsucht. - Alles andere wäre eine Einschränkung, die nicht zur fotografischen Offenheit von Beba Fink passen würde.
Werner Schandor, April 2011