Zwischen Musical und Oper
Sopranistin Sieglinde Feldhofer glänzt in den unterschiedlichsten Rollen.
Direkt zum *Update 2023
„Musik war immer schon ein Teil meines Lebens, mein Lebenselixier, genauso wichtig wie Nahrung. Bei uns zu Hause gehörte Musik einfach zum Alltag. Außerdem hat meine Mutter immer gesungen, in der Küche, im Bad, beim Bügeln. Das habe ich dann gleich übernommen", schildert die junge steirische Sopranistin Sieglinde Feldhofer ihren unverkrampften Bezug zur Musik. Sie stammt aus St. Kathrein am Hauenstein und studierte Gesang an der Grazer Kunstuniversität. Ausgebildet wurde sie von Annemarie Zeller und Gitta Gänsel-Gabriel, es folgten Meisterkurse bei Mieke van der Sluis und Gary Magby. In dieser Zeit wirkte sie nicht nur an Aufführungen der Kunstuniversität („Wildschütz", „Hänsel und Gretel") mit, sondern war auch in der Uraufführung von Viktor Fortins Oper „Franz Jägerstätter" sowie im Next Liberty als Peter Pans Wendy zu sehen.
Bereits mit Anfang zwanzig trat sie in der Grazer Oper unter anderem als Papagena und Eliza in „My Fair Lady" auf, doch die erste große „eigene" Premiere war „Sound of Music", wo sie als Maria der umjubelte Mittelpunkt der Aufführung war. Ein ziemlicher Gegensatz zum zuckersüßen Musical war die Arbeit mit Peter Konwitschny an seiner „Cardasfürstin", die im Ersten Weltkrieg spielt und die Operettenseligkeit in scharfen Kontrast zu den Kriegsgräuel stellt. Mit Konwitschny ein Stück zu machen, sei für sie „erfüllend" gewesen, so Sieglinde Feldhofer. „Die Arbeit war wahnsinnig intensiv und für mich als Künstlerin prägend". Ebenso sei es ihr mit Regisseur Johannes Erath bei seinem „Don Giovanni" gegangen, wo sie als Zerlina mitwirkte. Die Arbeit mit einem Regisseur sei immer eine sehr persönliche Sache,: „Die Chemie muss stimmen. Man muss sich öffnen und Gefühle zeigen können. Wenn man eine Persönlichkeit vor sich hat, die einen inspiriert und das Beste aus einem herausholt, kann man auch selbst Höchstleistungen erbringen", erklärt die Sängerin.
Den Spagat zwischen Oper, Operette und Musical schafft Sieglinde Feldhofer derzeit mühelos. „Es ist schön für mich all diese Bereiche abdecken zu können. Ich kenne einige ausländische Kollegen, die sehr gerne Operette machen würden, aber leider oft aufgrund ihres Akzentes nicht engagiert werden. Ich sehe es als großes Privileg, all das machen zu dürfen. Natürlich muss man auch ein wenig aufpassen, es ist schwer, an einem Abend Musical und am nächsten Abend Oper zu singen. Das erfordert sehr viel Disziplin und eine ausgewogene Technik."
Nicht nur eine gute Gesangstechnik ist für eine Sängerin wichtig, auch eine gewisse psychische Stabilität ist gefordert: „Als Künstler ist man sensibel, auf der Bühne muss man Gefühle transportieren, offen sein, das Innerste nach Außen kehren. Dadurch bietet man aber natürlich auch eine große Angriffsfläche. Abseits der Bühne muss man sich schon eine harte Schale zulegen. Wenn man es nicht schafft, mit Kritik und Konkurrenzkampf umzugehen, wird man es schwer haben in diesem Job."
Die Saison 2011/12 ist vorläufig in erster Linie der Operette und dem Musical gewidmet. Sieglinde Feldhofer wird in der Volksoper in „Wiener Blut" als Franziska Cagliari auf der Bühne stehen, um dann in Graz „Walzertraum" zu spielen. Ebenfalls an der Grazer Oper wartet auch noch die Titelrolle in der Musicalproduktion „Gigi". Trotz der rasanten Karriere und der andauernden Erfolge schafft es die junge Künstlerin, auf dem Boden zu bleiben: „Ich glaube, das Wichtigste ist, neben diesem Beruf ein Umfeld zu haben, das einen in der Realität bleiben lässt. Die Scheinwelt kann niemals echte Liebe und Geborgenheit ersetzen. Ich lebe in dem Bewusstsein, dass es neben der Bühne auch noch etwas Anderes gibt. So habe ich es letztes Jahr geschafft, mit meinem Freund zwei Wochen nach Peru zu reisen. Aus solchen Reisen kann ich wieder viel Kraft und Kreativität für den Beruf ziehen."
Karin Zehetleitner
Juni 2011
*Update 2023: Wo die Lerche singt
Als Mitglied des Ensembles an der Oper Graz (seit 2008) sang Sieglinde Feldhofer unter anderem folgende Rollen: Susanna, Zerlina, Musetta, Gretel, Gänsemagd („Königskinder"), Yvette („Die Passagierin"), Ciboletta („Eine Nacht in Venedig"), Hortense („Der Opernball"), Franzi („Ein Walzertraum"), Stasi („Die Csárdásfürstin"), Mabel Gibson („Die Zirkusprinzessin"), Ottilie („Im weißen Rössl"), Jadja („Polnische Hochzeit"), Julie Jordan („Carousel"), Gigi, Maria Rainer („The Sound of Music"), Eliza Doolittle („My Fair Lady") und Maria („West Side Story").
2022/23 war sie an der Oper Graz als Hodel („Anatevka"), Marie („Die verkaufte Braut") und Wanda (Die Großherzogin von Gerolstein") zu erleben. Darüber hinaus wirkte sie in „Szenen aus Goethes ‚Faust‘", „Advent in der Oper", „Musikalischer Aperitif" und „Nannerl packt aus" mit. In der Spielsaison 2023/24 ist sie u. a. als Minka („Die Nachtigall von Gorenska") und Jadja („Venus in Seide") zu sehen.
Gastspiele führten Sieglinde Feldhofer u. a. als Adele an die Vereinigten Bühnen Bozen, als Adele und Franziska Cagliari („Wiener Blut") ans Salzburger Landestheater, sowie u.a. als Sonja („Der Zarewitsch"), Marzelline („Fidelio"), Blanka („Die blaue Mazur") und Eva („Eva") an die Bühne Baden. Bei den Seefestspielen in Mörbisch konnte man sie als Mascha („Der Zarewitsch"), Adele sowie als Christel („Der Vogelhändler") erleben.
Beim Lehrfestival Bad Ischl sang sie u. a. Margit („Wo die Lerche singt"), Kondja Gül („Die Rose von Stambul"), Prinzessin Laya („Die Blume von Hawaii"), Clo-Clo, Claire („Wiener Frauen") und Gräfin („Wiener Blut"). An der Wiener Volksoper war sie als Franziska Cagliari und Hortense („Der Opernball") zu sehen.
2018 debütierte sie am National Centre for the Performing Arts in Peking als Valencienne („Die lustige Witwe") in der Regie von Hugo de Ana. 2022 folgte ihr Debüt am Staatstheater Braunschweig als Baronin Freimann („Der Wildschütz").
Seit April 2023 kann man sie an der Staatsoperette Dresden als Jadja („Polnische Hochzeit) erleben.
Aufnahmen (Auswahl)
- Franz Lehár: Wiener Frauen, Franz Lehár-Orchester, CPO 2008
- Franz Lehar: Wo die Lerche singt, Franz Lehár-Orchester, CPO 2017
- Richard Heuberger: Der Opernball, Grazer Philharmonisches Orchester, CPO 2018
- Johann Strauss, Erich Wolfgang Korngold: Eine Nacht in Venedig, Grazer Philharmoniker, CPO 2019
- Nico Dostal: Cliva, Grazer Philharmoniker, CPO 2023
Website von Sieglinde Feldhofer: https://sieglindefeldhofer.com
ARTfaces-Redaktion
Dezember 2023