Im Zwiegespräch mit Gott
Christian Großschädl nähert sich dem Heiligen mit dem Pinsel.
„Wenn ich male, gerate ich in eine ganz besondere Stimmung. Als ob Gott durch mich sprechen und mir den Pinsel führen würde. Manchmal male ich bis zur Erschöpfung ganze Serien, dann konzentriere ich mich wieder auf nur einige wenige Bilder." - Christian Großschädls Hauptthema und zugleich Motor, der ihn in seinem Schaffen antreibt und inspiriert, ist der christliche Glaube. Er bezeichnet sich selbst als tief religiösen Menschen, in dessen Leben Gott und Jesus Christus eine wichtige Rolle spielen.
„Mein künstlerisches Schaffen dient zur Erzeugung einer ästhetischen Natur mit den Mitteln der Malerei. Deshalb bediene ich mich Stilelementen des Expressionismus, diese helfen mir dabei, mich auf das ‚Reine und Wahre‘ zu beschränken, auf die Abbildung der Schönheit der Natur, der Schöpfung Gottes", erklärt der Künstler.
Malerei ist für ihn ein Akt der Kontemplation, ein meditatives Handeln, in dessen Fokus stets Gott und das von ihm erschaffene Universum stehen. Eine tiefe Liebe verspürt er zur Natur, möchte diese jedoch nicht bloß abbilden, sondern den Betrachter darauf hinführen, in einer Explosion der Farben in die Tiefe zu gehen und sich mit all seinen Sinnen darauf einzulassen. Der Akt des Malens ist für ihn eine Hinwendung zum Göttlichen, eine intensive Auseinandersetzung mit der Botschaft der Bibel, deren Geschichten ihn zu seinen großteils großformatigen Bildern inspirieren.
In seinem Bildzyklus „Israel" wird ein Schwerpunkt auf das biblische Land Israel als Geburtsstätte Jesu mit seinen im Alten Testament beschriebenen Geschehnissen gelenkt. Israel als heiliges Land, als Wirkungsstätte von Persönlichkeiten aus dem Alten Testament, wie Abraham, König David oder Moses. Dies als Vorgeschichte auf die Geburt von Jesus Christus, für Großschädel das Zentrum der Welt.
Dieser Zyklus, den der Künstler als herausragendes Beispiel seines jüngeren Werkes bezeichnet, ist als Serie von fast 150 Bildern in Acryltechnik entstanden. Großschädl sieht diese Bilder als Ausschnitte, jedes einzelne als Teil eines großen Ganzen. Sie entstanden in einem dynamischen Prozess, der sich für Großschädl im Malakt selbst manifestiert. Ausgangspunkt ist die Kontemplation, die Meditation; der Endpunkt ist offen, denn die Bilder sind dafür bestimmt, gegebenenfalls ihre Form zu ändern, ergänzt, verwischt oder übermalt zu werden. Das Malen ist für Großschädel - der hier an Kunstauffassungen des Mittelalters anknüpft - ein ganzheitlicher Prozess, eine grundsätzliche Form der Anbetung von Gott, die in dem gezeigten expressiven Ausdruck mündet. Die Bilder wirken bewegt, bunt, dynamisch, erst bei genauerem Hinsehen lösen sich Personengruppen, Gesichter und auch florale Elemente und bilden gleichsam eigene Sequenzen im Bild. Es obliegt der Interpretation des Betrachters ob er darin biblische Szenen, wie beispielsweise den brennenden Dornbusch oder König David mit seiner Harfe, zu erkennen vermag.
Neben diesen vorwiegend großformatigen Acrylbildern ergänzt Großschädl sein Oeuvre mit grafischen Werken, die, ganz im Gegensatz zu seinen abstrakt-expressionistischen Bildern feine, ins kleinste Detail ausgearbeitete Naturstudien zeigen.
Christian Großschädl wurde 1971 in Feldbach geboren. Zu seinem Werdegang befragt, sagt er: „Mein Pfad zur Kunst war ein verschlungener. Nach der Matura an der HTBLA für Innenausbau und Möbelbau in Mödling war ich überzeugt, dass ein Studium der Katholischen Theologie das Richtige für mich sei. Nach dem ersten Abschnitt merkte ich jedoch, dass es für mich zu diesem Zeitpunkt nicht passte. Meinen Abschluss erlangte ich schließlich in Philosophie. Danach fühlte ich mich wieder zur Malerei hingezogen, ich absolvierte die Meisterklasse bei Prof. Loyen in Graz sowie ein Studium der Grafik und Malerei an der Universität für angewandte Kunst in Wien bei den Professoren Terzic und Attersee sowie ein Lehramtsstudium bei Prof. Schlegel und Prof. Zens." Christian Großschädl lebt und arbeitet in der Nähe von Wolfsberg im Schwarzautal und in Graz.
Elisabeth Arlt
Dezember 2011