„Ich versteck mich hinter keinem Bild“
Willy Rast malt in starken Farben
Kunst ist Arbeit, und Arbeit ist vom Holzfäller bis zum Künstler nie eine einfache. Willy Rast geht in seinem Haus auf der Laßnitzhöhe bei Graz in sein Untergeschoß arbeiten, um Bilder zu malen, um sich zu fühlen - die Ernte, die er dabei einfährt, ist sehr stolz, muss aber nicht zwingend Glücksgefühle verbreiten.
Wir befinden uns im Atelier im Untergeschoß seines Hauses. Willy Rast betrachtet eines seiner großformatigen Bilder. Auf ihm sind aneinandergereihte Geschöpfe abgebildet, „Klappspiel" nennt er es. Ausgangspunkt ist die Idee, dass Menschen, die momentan in einer misslichen Lage sind, solch Klappbilder gerne öffnen, und so erkennen, halt, da geht's ja einigen noch dreckiger als mir, um nicht zu sagen, ganz dreckig. Machen solche Bilder glücklich, Herr Rast? „Wenn Menschen sich Bilder von mir anschauen, müssen sie dabei nicht zwangsweise glücklich werden. Der Betrachter muss über sich etwas erfahren. Das ist wichtig." Sätze wie diese sind Torpedos mit einer Betonfüllung.
Willy Rast malt nicht „nur", er denkt auch viel dabei. Das macht ihn jetzt zu keinem lustigen Kerl, obgleich er doch witzig sein kann, wenn er will. Wie so viele, ist er nach der Kunst-HTL am Ortweinplatz nach Wien gegangen, um dort zu studieren, kam schlussendlich als künstlerischer Betreuer nach Steinhof, um mit den „geistig abnormen Gesetzesbrechern im Pavillon 23 zu arbeiten", und lernte so die sehr dunkle Seite des Lebens kennen. Er ist dann doch zurück nach Graz, weil seine damalige Freundin es so wollte. „Ich bin ein anhänglicher Mensch, meine Frau und unsere zwei Kinder sind mir wichtig, das ist meine große Stütze." Das macht ihn zu einem Grazer Künstler, aber doch einem, der über den Tellerrand raussieht - I can see for miles.
Der Mensch steht in Willy Rasts Malerei im Vordergrund, unbedingt! „Zwischen mir und meinem Gegenüber sind Schwingungen, und die versuche ich in meinen Bildern umzusetzen." Dazu benötigt es aber nicht nur einige Pinselstriche, sondern Willy Rast malt wie die alten Meister in Schichten. „Oft sind drei Bilder unter dem obersten, für mich schwingen die unteren Bilder aber mit." Das macht auch das dichte Erlebnis aus, das man mit Rasts Bildern erlebt. Zwischen Glück und Betroffenheit, zwischen der wild tosenden See und dem glatten Meer: Rasts Bilder wirbeln auf und besänftigen zugleich.
„Ich sehe alles in starken Farben, ich liebe Farben." Dunkel oder hell, das ist nun die Frage, und das sieht man seinen Bilder an, sind Tag und Nacht, Licht und Schatten. „Es ist ein Spiel mit den Farben, sie müssen vibrieren, aber es ist nicht so, dass ich nicht entscheiden kann, in welche Richtung das gehen soll." Den freien Willen lässt er der Farbe nicht, der Inspiration schon: „Zur Farbe kommen meine Themen hinzu, der Mensch eben, abstrakt malen alleine wäre mir zu wenig. Wenn ich figural arbeite, stelle ich mich eher dem Publikum, dann zeige ich mein Gesicht." Willy Rast versteckt sich also nicht, vor allem nicht vor sich selbst.
„Zufällig entsteht nichts." Schon wieder so ein Torpedo-Satz. Willy Rasts Pinsel tanzen nicht von selbst. „Malen kostet Überwindung, es ist ein großer Energieaufwand, aber zugleich mein Lebenselixier." Jeden Tag zeichnet er, macht Vorstudien, liest Bücher, unterhält sich mit Kollegen, geht auf ein Bier oder mehrere, aber auch dann arbeitet der Kopf. „Ist ein Bild fertig, fällt man nachher in ein Loch." Darum vollendet er seine Bilder auch oft erst kurz vor einer anstehenden Ausstellung. Natürlich freut er sich, wenn seine Kunst Anklang findet, ein Bild verkauft wird, aber: „In Wahrheit müsste ich immer alles zerstören, wenn ich mit einem Bild fertig bin." Die Vollendung gibt es halt nicht, die ist nicht mehr als ein kitschiger Traum. Macht nichts, Willy Rast malt weiter.
Martin G. Wanko
Stand: Jänner 2013
Biographische Angaben:
1954 in Graz geboren
1976 bis 1980 HTL-Ortweinschule in Graz für Grafik und Meisterschule für Malerei bei Prof. Rogler
1980 bis 1982 in Wien als Maltherapeut im Steinhof und
Restaurator in verschiedenen Kirchen und im Stift Melk
1986 Bühnenbildstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz
Seit 1980 freischaffender Bildender Künstler
Lebt und arbeitet in der Nähe von Graz
Zahlreiche Ausstellungen, unter anderem:
• Galerie Art-Meetingpoint, Graz
• Künstlersalon Ursula Stross, Graz
• Hofgalerie Raiffeisenhof, Graz
• Galerie Kunst & Handel, Graz und Wien









