„Amandalöse“ Kunst
Die Bilder von Hildegard Krassnig entspringen ihrem Tagebuch.

Hidi Krassnigs Zeichnungen wird durch eine verspielte Buntheit charakterisiert. Wörter und Bilder geraten in innige Umarmung, es entsteht ein Spiel mit der Sprache, mit Linien und Formen. Zentrales Motiv ist die Kunstfigur „Amanda", ein Alter Ego der Künstlerin, das über die Jahre zu einer treuen Wegbegleiterin wurde und als Ausdrucksform einer Welt jenseits der realen Gegebenheiten dient. Amanda, ein blonder Lockenkopf, gibt Krassnig die Möglichkeit, auf vielfältige metaphorische Weise Lebenssituationen und Lebensgedanken einer liebenden Frau zu schildern. Der Name Amanda ist dabei nicht zufällig gewählt. Er ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bezeichnet „eine zu Liebende", also „eine, die man lieben muss" oder verkürzt eine „Liebenswerte". Krassnig würdigt mit ihren Tagebuchzeichnungen Gedanken, Augenblicke, Gefühle, Sehnsüchte und Wünsche. Auch Themen wie Leben und Sterben, Kummer und Verzweiflung werden auf „amandalöse" Weise aufgearbeitet. Und in dieser Hinsicht sollen ihre Zeichnungen den Betrachter auch trösten, und das Gefühl von Geborgenheit vermitteln.
Die Entstehung der Zeichnungen ist eng mit dem gesamten Werdegang der Künstlerin verbunden, eigentlich vielmehr miteinander verwurzelt. Die in Kärnten geborene Hidi Krassnig schreibt in ihrer Biografie, dass sie „keine Hochschulausbildung" und „keine internationale Ausstellungs-Longlist" habe, ihre Kunst entstand aus einer tiefen Leidenschaft heraus, sich auszudrücken bzw. den Ausdruck selbst zu würdigen.
Nach Graz kam sie in den 1980er Jahren, besuchte zwei Jahre die Meisterklasse an der Ortweinschule für gestaltendes Metallhandwerk und widmete sich dann dem Schmuck, der Malerei und der Skulptur. Schlussendlich fand sie das Zeichnen als bevorzugte Ausdrucksform, das sie beim Tagebuchschreiben liebgewonnen hatte, und ihr die Möglichkeit gab ihre Einträge mit Illustrationen zu erweitern. Als sie ihre Zeichnungen mit Familienmitgliedern und Freunden teilte, wuchs auch die Bestätigung ihrer Arbeit. Ihr Umfeld bekräftigte sie, bezeichnete Sie als Künstlerin und gab ihr den Anstoß ihrer Amanda eine eigene Ausstellung zu widmen, die im März 2013 in der Galerie 69 der Kultur Service Gesellschaft zu sehen ist. Die kleinen Zeichnungen wurden hierzu vergrößert und auf neue Formate zurechtgelegt.
Stefan Zavernik
Stand: März 2013