Schlösser im Schloss: Vom Fallriegel zum Mikrochip


Trautenfels, 23. März 2013 - Schloss Trautenfels lädt in diesem Jahr zu einer kulturgeschichtlichen Reise rund um Schlüssel, Schlösser und das Thema Sicherheit. Herausragende Objekte der Schell Collection Graz zeigen dabei, was der menschliche Einfallsreichtum, gepaart mit perfektioniertem Handwerk, hervorgebracht hat, um Dinge sicher zu verwahren. Die Ausstellung wurde heute von Kulturlandesrat Dr. Christian Buchmann eröffnet.
Im Zentrum der Ausstellung steht „der Mensch als Modell der Welt", der in seinem gesamten Schaffen, Gestaltungswillen und Erfindergeist sowie ein Gefühl für Verhältnisgrößen entwickelt hat. Mit seiner Entwicklung und Lebensweise verändert sich auch das Bedürfnis nach Sicherheit und die Art und Weise, den Besitz zu schützen. Die ältesten Originalfunde von Schlüsseln stammen aus Ägypten und sind ins 1. Jahrtausend n. Chr. zu datieren. Die ältesten in Europa bekannten Schlüssel stammen aus der späten Bronzezeit (12.-9. Jahrhundert). Ab der Römerzeit kann bereits von einer Massenproduktion von Schlüsseln gesprochen werden. Aus dieser Zeit sind Fallriegelschlösser und Drehschlüssel bekannt. Im Laufe von 3000 Jahren wurden verschiedenste Varianten von Fallriegelschlössern, vorwiegend aus Holz gebaut und weiterentwickelt. Solche Schlösser sind heute im alpenländischen Raum noch bei Almhütten anzutreffen und standen auch „Pate" für das wegweisende, Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Yale-Zylinderschloss. Die interaktive Aufbereitung ermöglicht einerseits ein „Sperren-Hören und -Sehen" via Monitor, andererseits ein aktives Sperren von historischen Schlössern oder elektronischen Schlüsseln.
Schlösser und Schlüssel im Wandel der Zeit
Wie sich Schlösser und Schlüssel von der Antike bis ins 21. Jahrhundert entwickelt haben stellt die Ausstellung anhand einer Zeitleiste dar, die die prägenden Stilelemente der Zeitepochen in Kombination mit Objekten aufzeigt. Schlösser und Schlüssel, zusammengestellt nach verschiedenen Themenbereichen, stehen exemplarisch für sinnreiche Erfindungen, Technik des Materials oder herausragendes Handwerk. Schlösser und Schlüssel stehen vor allem für Schutz und Sicherheit, deswegen wurden sie auch über die Jahrhunderte mit imaginärem, apotropäischem Schutz ausgestattet, sollte doch der Hauseingang abgesichert sein. So sind im Inneren von gotischen Schlössern Spiralen zur Abwehr von Geistern und Neidköpfe in Form von Drachen zu sehen, die Verzierung der Schlossplatten weist in der Symbolik häufig auf Schutz und Sicherheit in religiösen und weltlichen Darstellungen hin. Die „Macht des Schlüssels" und seine nahezu universelle Symbolik wird in Kulturgeschichte und Kunst vom hl. Petrus, zum „Key Account Manager" bis zu den Themen „Einsperren", „Aussperren" und „Ausgrenzen" beleuchtet.
Prunkvolle, aufwendig hergestellte, verzierte Objekte stehen in Beziehung mit authentischen
Objekten der Alltagskultur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie mit den Elementen im Schloss
Trautenfels selbst und fokussieren den Blick auf Schlüssel, Schlösser, Truhen und Kassetten.
Das Betreten von historischen Gebäuden via Monitor bietet Besucherinnen und Besuchern die
Möglichkeit, Zeitepochen, Stilelemente und die dazugehörenden Sperrsysteme zu erfassen und
über deren Bedeutung in Geschichte und Gegenwart zu reflektieren. Mehrmals täglich schließen
wir Schlösser auf und zu, ohne uns Gedanken darüber zu machen, genauer hinzuschauen oder
uns mit der Technik moderner Schließsysteme näher zu beschäftigen.
Schlösser und Schlüssel aus aller Welt
Nicht nur in Europa, sondern auch bei vielen Völkern Asiens und Afrikas sind wertvolle und handwerklich hochstehende Schließvorrichtungen überliefert. Spreizfedern-Schlösser aus Indien, Asien, dem islamischen Raum und China sperren mit Schiebe- oder Gewindeschlüssel und unterscheiden sich mit dieser Technik stark von den europäischen Stücken. Die Begriffe Schloss und Schlüssel führen auch in die Kriminalgeschichte. Schlösser ermöglichen es, „Hab und Gut" vor fremdem Zugriff zu bewahren und dieses dem Schutz von „Schloss und Riegel" anzuvertrauen. Je komplizierter die Sicherungsmaßnahmen, desto erfindungsreicher wurden auch „Langfinger und Einbrecher". In der Ausstellung vermitteln Teile einer Zelle aus dem 1904 errichteten Liezener Gefangenenhaus einen Eindruck davon, was es hieß, „hinter Schloss und Riegel zu sein".
Die rasche Entwicklung der Technik im 20. Jahrhundert hat vor allem auch in der Sicherheitstechnik zu elektronischen Schließanlagen und hochkomplexen Alarmanlagen geführt. Wie Objekte heute geschützt werden oder wie sich der elektronische Schlüssel in 20 Jahren entwickelt hat, erfahren Besucherinnen und Besucher ebenso im Rundgang.