Keine Entwicklung ohne Weiterentwicklung
Die Malerei ist für Renate Rosenbauer so wie Atmen oder Schauen: das Normalste auf der Welt; ein ureigener Ausdruck, der in ihrem Inneren wurzelt und eine starke Verwandlungskraft innehat.
„Wenn ich mit einem Bild beginne, gehe ich die Dinge nie von außen an, sondern immer von einem inneren Erleben. So weiß ich am Beginn noch nicht, wohin sich ein Bild schlussendlich entwickelt. Ich gehe sozusagen im Geschehen mit." In Renate Rosenbauers Malerei gibt es kein vordergründiges Konzept, auch keine durchgezogene Thematik: „Themen sind für mich wie ein Kokon, die entwickeln sich mit der Zeit aus dem Bild heraus." - Zum Kokon passt, dass die Künstlerin sehr gerne Schichten miteinander verbindet. Eine Technik, die sie seit jeher praktiziert. In früheren Arbeiten kratzte sie untere Schichten heraus, in jüngeren Bildern verbindet sie durch eine gewisse Transparenz verschiedene Schichten miteinander. „Heute kommt mir meine Malerei wie dünne Seidenvorhänge vor, die sich übereinander legen." In den Anfangsjahren waren die Bilder dichter und wilder, vielleicht auch eine Nuance dunkler. „Heute ist alles transparenter, heller und monochromer." In anderen Worten: ruhiger, konzentrierter und auch feiner.
Die Kernelemente in Rosenbauers Bildern sind Farben, Flächen und Linien. Die Fläche wird hierbei durch die Farbnuancen bestimmt: „Ich mische Farben sehr gerne und intuitiv. Ich verwende fast nie die reine Farbe aus der Tube." Hier gibt es zwei Extreme: „Ich liebe wässrige Farben, wie Grün oder Blau, oder erdige und feurige Töne wie Rot oder Orange." Dazu arbeitet die Malerin in ihren großformatigen Bildern auch Schriften ein. Manchmal ein Satz, der sich wiederholt, oder Worte, die sie extra heraushebt. Ihre Linien zeigen oft figurative Elemente.
Was ist Malen nun für Renate Rosenberger? „Für mich ist Malen Hingabe - dem dienlich zu sein, was sich durch mich ausdrücken mag." Hier ist sie weniger vom Denken gesteuert, sondern eher von ihrem Inneren. „Da entstehen Dinge, von denen bin ich dann selber ganz überrascht." Sie zeigt auf einem Bild auf ein vogelartiges Wesen: „Von wo kommen die tierhaften Elemente wie dieser Vogel in meinem Bild? - Im Prinzip weiß ich das nicht." Das ist kein Kalkül, sondern die Malerin setzt ihre Striche so sicher, dass man tatsächlich das Manifest einer nach außen gewölbten Innensicht erkennen kann, samt archetypischen Elementen, Urknall und allem, was dazugehört. Malen ist ein in Bildern festgehaltener Rauschzustand. Diese Bilder zu betrachten, kann äußerst betörend sein - im besten Sinne.
In der nächsten Zukunft möchte sich die Malerin auf ein Buch mit ihren Kernwerken konzentrieren, das sie sich zu ihrem 50er gerne selber schenken will: „Ich bin da nicht eingebildet, aber ich finde, dass ich durch mein stetiges Malen auch eine starke Entwicklung durchgemacht habe und so auch von einem Werk in verschiedenen Phasen sprechen kann." Das meinen übrigens auch Galeristen, denen sie ihre Bilder anvertraut hat. Renate Rosenbauer steht zu ihren Weiterentwicklungen: „Es wäre für mich eher beängstigend, wenn ich mich auf nichts Neues mehr einlassen könnte und das ganze Leben immer nur ein und dieselbe Ausdruckssprache verwenden würde."
Eines zieht sich jedoch schon ein Leben lang durch ihre Bilder: Sie basieren auf einer inneren Bewegtheit, auf einem momentanen Seelenbildnis, wenn man so sagen will. „Ich nehme den Pinsel in die Hand und dann schaue ich eben, was passiert. Ich versuche meinen Bildern sehr viel Raum zu geben und trete mit ihnen in den verschiedenen Phasen in einen Dialog. Ich will ja wissen, was sich mir da zeigen will."
Vita
1963 geboren in Linz
seit 1980 intensive Auseinandersetzung mit Malerei
1983 bis 1985 Keramik und Bildhauerei (Wiener Kunstschule)
1987 bis 1992 Studium an der Fachhochschule für Kunsttherapie (Nürtingen, D)
seit 1997 freischaffend als Malerin in Graz, A
von 2004 bis 2011 Atelier Loft Art, Wien
2007 Indienreise
2012 Eröffnung Kunst-Werk-Raum Graz
Martin G. Wanko
Stand: April 2013