Kunstgattung Mensch
Der Wahl-Oststeirer Thom Van Dyke ist auf der Suche nach der adäquaten Ausdrucksform
2005 war in Hartberg in einer Gruppenausstellung mit Andrea und Evelyn Felber Thom Van Dykes Bilderzyklus „Wir Tiere" zu sehen. Menschen sind seit jeher seine Lieblingsobjekte in der Malerei, während es ihm in der Fotografie um andere Sichtweisen geht. Hier setzt er nämlich unter anderem bewusst auf die Schwächen herkömmlicher Digitalkameras: „Wenn zum Beispiel die Lichtstärke eigentlich nicht mehr reicht in der Nacht, dann reizt es mich hinauszugehen und eine reine Komposition aus Farben und Licht zu fotografieren. Die Eigendynamik, die das Medium für den Betrachter entwickelt, das ist es auch, was mich immer an der Malerei fasziniert hat."
Auf manchem seiner Bilder ist Thom Van Dyke nichts Menschliches fremd, den - zumeist eigenen - Körper stellt er dann so offen zur Schau, dass der Betrachter überrumpelt, vielleicht auch gezielt zum näheren Hinsehen provoziert wird. „Sexualität ist für mich etwas, wo ich nicht wegschaue, es treibt mich an, ich glaube auch, es durchdringt uns viel mehr als wir es wahrhaben wollen", sagt der Künstler über Arbeiten, die sein entgegengestrecktes Hinterteil zeigen oder seinen Penis im Großformat. Und weiter: „Ich habe mich des Öfteren in Situationen wiedergefunden, in denen es darum ging, sich kämpferisch zu behaupten - als müsste ich Platz einfordern für mich. Nur das wollte ich nie. Im Bloßlegen eröffnet sich dann wesentlich direkter die Möglichkeit ambivalenter Wahrnehmungen. Es geht mir dabei aber nicht um die unmittelbare Aufregung. Gerade zu den ‚mutigeren' Arbeiten kamen viele positive Rückmeldungen, wo im Allgemeinen doch oft zu wenig Kritik geübt wird."
Zur Zeit wohnt Van Dyke gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Künstlerin und Lehrerin Andrea Felber, in der Oststeiermark. Künstlerisch befindet er sich seit rund zwei Jahren auf der Suche nach einem Weg, der ihn auch selbst überzeugt. Malerei? Grafik? Fotografie? Computergrafik? Zeichnung? Das Diktum Maria Lassnigs, ein Künstler solle jede Woche seinen Stil ändern, hat Thom Van Dyke zuletzt immer wieder in Betracht gezogen. Und doch gibt er im Gespräch zu, dass wohl Lassnig selbst das beste Beispiel dafür ist, wie man mit einem wiedererkennbaren Stil zu einer internationalen Größe wird.
Weil derzeit der Platz zum Malen knapp ist, arbeitet Van Dyke mit Zeichungen, aber auch wieder sehr gern und oft mit dem Computer: „Ich habe eine Leidenschaft für vektororientierte Grafiken, für Illustrationen. Vielleicht durch die Nähe zum Internet sind meine Bilder in diesem Bereich auch irgendwie gesellschaftskritischer. Mir fällt da die Arbeit ein: ‚Achtung, Kinder!', man kennt ja diese Schilder am Straßenrand, nur bei mir tragen die Kinder Messer und ein Maschinengewehr." Ein guter Schnittpunkt zwischen Kunst und Grafik sind Buchprojekte, die Van Dyke gerne weiter forcieren möchte. So hat er für Klaus Schaffler ein Buch gestaltet, das Meteorologie, Manipulation, Kunst und Wissenschaft verbindet. „Wenn ich so etwas machen kann, dann verschmelzen für mich Grafik und künstlerische Tätigkeit auf erfreuliche Weise. Ich habe mich lange dagegen gewehrt, Künstler zu sein, auf meiner Visitenkarte stand einfach: ‚Human'."
Auf der Suche nach der richtigen Form sichtet Thom Van Dyke gegenwärtig sein Material, noch ist nicht sicher, in welche Richtung die Arbeiten der kommenden Monate gehen werden. Als Betrachter darf man also weiter gespannt sein.
Wolfgang Kühnelt
Stand: Juli 2013





