Konsequent auf Verschiedenes konzentriert
Die interdisziplinäre Künstlerin Daniela Riedl ist auf der ständigen Suche nach neuen künstlerischen Herausforderungen.
„Sobald ich in etwas gut werde, muss ich was Neues lernen." Rasten ist ein Zustand, der der 31-jährigen gebürtigen Hartbergerin in ihrem Tun unbekannt ist. Rastlos, im Sinne von nervös, ist sie deshalb aber auch nicht. Sie sprüht vor Neugierde und Interesse an den Menschen und an der Welt. Sie ist auf einer ständigen Entdeckungsreise in der Welt der Künste. Oder in der Welt des Handwerks. „Ich muss mich immer beschäftigen, um nicht einzurosten." Und zu entdecken gibt es in der Welt der Künste genug.
Schon als Kind war es ihr nicht genug, Bilder zu malen. Dazu überlegte sie sich Geschichten, die sie dann auch noch vor einem Publikum singend erzählte. Genau das ist aber nun auch aus ihr geworden: Eine bildende Künstlerin, die sich auch der Musik verschrieben hat. Heuer im Sommer setzt sie auch noch einen Fuß ins Schauspielfach. Riedl spielt in Graz bei der Uraufführung des Stückes „BARBAREN!" von Theater t'eig-mit. Und zudem macht sie die Musik - oder umgekehrt. Und gleichzeitig bringt sie sich selbst das Klavierspielen bei, aber ansonsten wäre es nicht die Riedl. Ist sie als Musikerin oder Sängerin unterwegs, findet man sie generell unter ihrem Künstlernamen „Makki" - und als ebendiese ist sie Teil von Binder-Krieglstein und Le Toy, trat mit Lada Taiga, Midinette, dem Emilio Sandmann Orchestra oder „Makki und Frau Herz" auf. Le Toy ist ihr aktuelles, performatives Musikprojekt, im Duo mit Florian Lang, mit dem sie gemeinsam für Frühling 2014 das Debütalbum geplant hat. Genre: Space Pop , Disco Metal.
Riedls Weg zur künstlerischen Tätigkeit zeichnete sich schon in ihrer Jugend ab. Es war für sie eine bewusste Entscheidung, diesen Weg einzuschlagen. Nach erfolgreicher Absolvierung der HTBLA Ortwein für Kunst und Design und der Meisterschule für Bildhauerei in Graz studierte sie an der Akademie für bildende Künste in Wien Malerei. Und auch dort beließ sie es nicht dabei. Ihre Projekte waren immer von Musik und Performance durchzogen. Ihren Ausbildungsweg fasst sie folgendermaßen zusammen: „Es geht darum, herauszufinden, wofür man eine Leidenschaft entwickelt, und wie man selber Kunst machen will."
In ihrer Kindheit und Jugend hat sie zehn Jahre lang intensiv Gitarre gelernt. Dies ist ihr jetzt für ihre musikalischen Tätigkeiten hilfreich: „Ich kann meine Ideen in der Musik ausdrücken". Seit 2001 arbeitet Riedl mit Rainer Binder-Krieglstein zusammen, seit damals hat sie auch ihren Künstlernamen, der sich aus dem niederländischen Wort „makkelijk" ableitet, und was so viel bedeutet wie „einfach, unkompliziert". Da es im künstlerischen Leben von Riedl viele interdisziplinäre Projekte gibt, kommt es mehr und mehr zu einer (un-)gewollten Vermischung ihrer beiden Namen. Etwas Besonderes in ihrem Leben ist ihr bevorzugtes künstlerisches Arbeiten in Gruppen: „Ich schätze es, eher mit verschiedenen Leuten zu arbeiten, das Feedback ist unmittelbarer, man kann viel lernen. Wenn man alleine arbeitet, dreht man sich zu viel um sich selbst."
Die leidenschaftliche Künstlerin schätzt die Meinung anderer - nicht nur die der anderen KünstlerInnen, sondern auch die des Publikums. Für Riedl sind Resonanz, Feedback und Reflexion unerlässlich für ihre eigene künstlerische wie auch persönliche Entwicklung. Mit diesem Impetus entwickelt sie auch ihre Projekte - Antizipation ist dabei ein wesentlicher Gedanke. Sie arbeitet mit Identität stiftenden Verhaltensmustern und Verhaltensformen, alltäglichen Handlungsabläufen und eingelernten Posen, die unhinterfragt perpetuiert werden. Das spiegelt sie auf der Bühne, in ihren Bildern und in ihrer Musik wider. Ein Beispiel ist ihr Projekt „Rampenlicht": Tritt man in den Erfassungsbereich eines Scheinwerfers ein, der an der Decke montiert ist, wird dieser aktiviert, und es ertönt Applaus. Während sich die so fokussierte Person im Licht aufhält, bleibt der Applaus aufrecht, wird stärker oder schwächer. Mit dem Austritt aus dem Lichtkegel wird die Wiedergabe gestoppt, und der Scheinwerfer deaktiviert. „Da gibt es dann die unterschiedlichsten Reaktionen", freut sich Riedl. Manche lieben es im „Rampenlicht" zu stehen und führen spontan kleine Performances auf, andere laufen davon. „Ich möchte das Publikum - die Menschen - kurzzeitig aus eingelernten Mustern heraushauen, dabei sollen sie aber selbst entscheiden können, wie weit sie sich darauf einlassen". Sie schickt Leute auch auf Entdeckungsreise: Im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung an der Akademie meldete jeder teilnehmende Künstler seinen Raumanspruch für die geplante Ausstellung an: „Viele meldeten große Formate wie drei mal zwei Meter oder vier mal fünf Meter." Für Riedl war das der Ansporn, auch einen überdimensionierten Platz zu fordern, obwohl sie zu der Zeit eher kleinformatig zeichnete, und um das selbstverständliche „think big" innerhalb der Kunstszene zu hinterfragen. Ihre Idee - „die Ideen kommen, wann sie kommen" - „little Gulliver in the land of BIG ART". Sie nahm den Text des zweiten Kapitels aus „Gullivers Reisen" und druckte ihn winzig klein auf eine Klebefolie, mit der sie eine dünne Linie als Umriss eines drei Meter mal zwei Meter großen Rechtecks an die Wand klebte, und die somit der Rahmen für ein überdimensioniertes Bild war. Im Rahmen war nichts Weiteres zu sehen. Dazu hängte sie eine Lupe, die suggerierte, dass es etwas zu entdecken gibt. Viele suchten auf der leeren Wand nach einem Bild oder ähnlichem, manche erkannten, dass auf der Umrisslinie - der Klebefolie - sich dieser Text aus Gullivers Reisen verbarg. Aber einige liefen auch einfach daran vorbei oder nahmen die Arbeit als Lücke war.
Im Moment steht künstlerisch wieder die Musik im Vordergrund. Sie arbeitet an einem Solo-Projekt, das sie als „superfetzig und supercool" beschreibt, und bei dem sie wieder mit vielen verschiedenen MusikerInnen zusammenarbeiten will. Ihr Hauptwohnsitz ist derzeit in Wien, aber viele ihrer Projekte finden in der Steiermark statt: „Ich habe den Wunsch, wieder mehr in der Steiermark zu machen. Hier sind die Menschen für Kunst sehr offen."
Petra Sieder-Grabner
Stand: Juli 2013