Kulturlandesrat Buchmann präsentiert Atelierprogramme des Landes Steiermark
Graz, 8. September 2013 - Internationalisierung ist ein manifester Trend, der auch in der Steiermark gelebt wird. „Internationale Beziehungen und Netzwerke tragen den Kulturstandort Steiermark als Marke in die Zukunft, festigen seine Rolle als lebendiger Player in einem Europa der Regionen und spiegeln wichtige Impulse wieder zurück", erklärt Kulturlandesrat Dr. Christian Buchmann.
Im Rahmen der Pressekonferenz berichtete die steirische Künstlerin Elisabeth Gschiel über ihren Aufenthalt als „Artist in Residence" heuer im April und Mai in Guimarães, der Kulturhauptstadt Europas 2012. (Ihre Künstlerbio findet sich am Ende der Aussendung)
Die „Abteilung 9 Kultur, Europa, Außenbeziehungen" des Landes Steiermark hat die spezifischen Angebote evaluiert und in enger Abstimmung mit Kunst- und Kulturschaffenden, sowie unter Einbeziehung und Mitarbeit des Kulturkuratoriums und der Kultur Service Gesellschaft mbH des Landes Steiermark zu einem Gesamtpaket gebündelt: Ziel ist die Internationalisierung des steirischen zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffens. Das Angebot richtet sich sowohl an steirische Künstlerinnen und Künstler, die im Ausland arbeiten wollen, als auch an internationale Künstlerinnen und Künstler, die in der Steiermark Kontakte pflegen und Projekte umsetzen wollen.
Das „Atelierprogramm des Landes Steiermark" stellt sich nun wie folgt dar:
1. Atelierprogramm „Kunstraum Steiermark" (NEU)
Künftig sollen Künstlerinnen und Künstler sowie Initiativen aller Sparten in der gesamten Steiermark die Möglichkeit haben, Arbeitsräume für ihr künstlerisches Schaffen zu errichten. Dieses Programm ersetzt ab 2015 die RONDO-Künstlerateliers und kommt dem Wunsch der Künstlerschaft und Kulturinitiativen nach Individualität bei der Auswahl ihrer Arbeitsräume entgegen. Es erlaubt zudem eine unmittelbare Unterstützung von Künstlerschaft und Kulturinitiativen in den steirischen Regionen.
10 bis 15 in der Steiermark lebende Künstlerinnen/Künstler bzw. Kulturinitiativen erhalten ab 2015 maximal 700 Euro pro Monat für jeweils zwei Jahre zum Betrieb einer passenden Arbeitsstätte. Die bereits bestellte Atelierjury des Landes Steiermark soll nach einem öffentlichen Call die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler bzw. der Kulturinitiativen treffen.
2. Atelierprogramm „Artist-in-Residence" (ev. neuer Ort)
Das international erfolgreiche Atelierprogramm Artist-in-Residence, das bisher im Atelierkomplex RONDO betrieben wurde, bleibt weiter bestehen. Es gibt jedoch Überlegungen, eine Übersiedlung des Artist-in-Residence Programms in den im Entstehen begriffenen Kulturbezirk rund um das Tagger-Gelände vorzunehmen. Die Möglichkeiten dafür werden gegenwärtig geprüft.
Das Programm soll vor allem dem internationalen Kulturaustausch dienen. Bereits in der öffentlichen Ausschreibung wird festgehalten, dass bevorzugt Bewerberinnen und Bewerber berücksichtigt werden, die eine Zusammenarbeit mit steirischen Kulturschaffenden der freien Szene planen. Eine professionelle künstlerische Einbettung der Stipendiatinnen und Stipendiaten durch die freie Szene soll einen Anreiz für internationale Bewerberinnen und Bewerber darstellen.
Die Auswahl der Künstlerinnen/Künstler erfolgt durch die bestehende Atelierjury, die Künstlerinnen und Künstler werden mit monatlich 850 Euro sowie einem Wohn- und Arbeitsraum unterstützt.
3. Atelierprogramm „Atelier-Auslandsstipendien"
Die seit 2012 bestehenden Atelier-Auslandsstipendien stellen vorwiegend für junge Künstlerinnen und Künstler aus der Steiermark eine Möglichkeit dar, zwei bis drei Monate im Ausland zu arbeiten. Durch die Angliederung dieses Atelierprogramms an professionell geführte Künstlerresidenzen sind Betreuung und adäquate Präsentation der Arbeitsergebnisse vor Ort garantiert.
2013 sind bzw. waren bereits Ateliers in Rijeka, Bukarest, Beograd und Guimarães belegt.
2014 stehen Plätze in Beograd, Bukarest, Košice und Sarajevo zur Verfügung.
Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler obliegt der bestehenden Atelierjury nach öffentlichem Call, pro Stipendiatin/Stipendiat stehen monatliche Stipendien in Höhe von 850 Euro zur Verfügung.
4. Atelierprogramm „Film-Auslandsstipendien" (NEU)
Internationale Film-Atelier-Stipendien sollen künftig das Atelier-Programm des Landes Steiermark positiv erweitern. Die Film-Auslandsstipendien stellen vorwiegend für junge Filmkünstlerinnen und -künstler aus der Steiermark einen Beitrag für ihre künstlerische Entwicklung und internationale Anbindung dar.
Ohne finanziellen Druck können sie temporär im Ausland arbeiten, recherchieren und Netzwerke aufbauen, was in dieser Sparte einem Novum gleichkommt. Jährlich können an diesem Programm zwei Filmschaffende für jeweils zwei bis drei Monate teilnehmen.
Durch die Angliederung dieses Atelierprogramms an professionell geführte Künstlerresidenzen sind kuratorische Betreuung und adäquate Vernetzung in die Filmszene vor Ort garantiert.
Die Auswahl der Residenzen soll wie bei den Atelier-Auslandsstipendien vorwiegend im Südosten Europas erfolgen. Auf Empfehlung der künstlerischen Leiterin der DIAGONALE, Barbara Pichler, können dies beispielsweise für 2014 Bukarest und Sarajevo sein.
Ein Call erfolgt jährlich durch die Abteilung 9 Kultur, Europa, Außenbeziehungen. Die Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten erfolgt durch die bestehende Filmjury. Je Filmkünstler/ Filmkünstlerin steht ein monatliches Stipendium in Höhe von 850 Euro zur Verfügung.
5. Artist-in-Residence Österreichischer Skulpturenpark/UMJ
Der Österreichische Skulpturenpark, der institutionell im Universalmuseum Joanneum verankert ist, lädt nationale und internationale Künstlerinnen sowie Kunstklassen zur Auseinandersetzung mit dem Park und Entwicklung eigener Werke für die Sammlung „Österreichischer Skulpturenpark" ein.
Durch wechselseitige Nutzung von Synergien des Programms im Skulpturenpark bzw. der Atelierprogramme des Landes Steiermark entstehen Vorteile, wie die Nutzung der Wohnateliers des Landes Steiermark, die Nutzung der hervorragenden Bibliothek des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark/des Österreichischen Skulpturenparks bzw. auch die Inanspruchnahme deren kuratorischer Kompetenz. Dem Universalmuseum Joanneum stehen für dieses Programm jährlich 16.000 Euro zur Verfügung, wobei die Betreuung der Stipendiatinnen und Stipendiaten durch das Team des Skulpturenparks erfolgt.
Präsentation des Atelierprogramms des Landes Steiermark
Wesentlich für die Künstlerinnen und Künstler ist die Information einer qualifizierten Öffentlichkeit durch eine umfangreiche Präsentation auf der Website des Kulturressorts, eine Teilnahme am Galerientag bzw. Tag der offenen Ateliertür sowie einer Präsentation entstandener Arbeiten. Diese wird, begleitet durch eine geeignete Publikation, in einem temporären Kunstraum gemeinsam durchgeführt werden.
Das Atelierprogramm des Landes wird mit den Mitteln in Höhe von 191.000 Euro, die bisher für diese Projekte zur Verfügung gestanden sind, umgesetzt.
Elisabeth Gschiel
geb. 1975 in Hartberg, lebt und arbeitet in Graz
Genähte Installationen, Architektur, Designobjekte, Malerei, Fotografie, Fotomontagen
Mitglied Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz seit 2010
Ortweinschule Graz, Fachrichtung Grafik Design. Studium der Architektur an der Technischen Universität Graz. 2007-2011 Büro Szyszkowitz-Kowalski Architekten und 2011-2012 LOVE architecture and urbanism in Graz
Einzelausstellungen:
2013 „The Garbage World", CAAA Centro para os Assuntos da Arte e Arquitectura, Guimarães, Portugal
Ausstellungsbeteiligungen:
2012
„Steirischer Altweibersommer, Das Ende der Ironie!", Installationen, Kurzfilm, Halle Ökoservice Graz
„Die Heimsuchung", Installation und Performance am Hauptbahnhof Graz
Ausstellung in der ehemaligen Sauna, Margarethenbad Graz
2011
„Steirischer Altweibersommer, Banden bilden!", Installationen im öffentlicher Raum/Graz
„Pula goes MS Schaumbad revisited/Schaumbad Graz
„Home Run", Jahresausstellung, Schaumbad - Freies Atelierhaus Graz
„Welcome Back", MS Schaumbad goes Pula", Galerija MAKINA/Pula
2010
„liquid underground", Marienmühle/Graz
Kurzbeschreibung der Arbeiten, die während der Residenz in Guimarães entstanden sind:
Die Künstlerin arbeitet hauptsächlich mit gebrauchten Materialien wie Plastik-Verpackungsmaterial oder mit transparenten Plastikfolien. Für die Ausstellung im CAAA in Guimarães wurden alle im Haus weggeworfenen Plastik-Wasserflaschen gesammelt und daraus eine Weltkarte angefertigt. Die Ozeane bestehen aus ca. 150 Stück gepressten, vernähten Plastikflaschen und ungefähr 2500 Laufmeter weiße Nähseide wurden dafür verwendet. Weitere Arbeiten sind Applikationen auf alten Portrait Fotos aus den 50iger bis 60iger Jahren. Die Porträtfotos wurden von der Künstlerin auf einem Flohmarkt in Porto gefunden. Auf die Fotos wurden Flügel appliziert. Plastiktragetaschen mit unterschiedlichen Inhalten wurden verarbeitet und Azulejos aus blauen Stecknadeln hergestellt. Azulejos sind Mosaike, die zumeist aus quadratischen glasierten Fliesen zusammengesetzt sind. In Portugal werden diese traditionell als künstlerische Gestaltung an Hausfassaden und Innenräumen verarbeitet.