Metaphysisch anmutende Welten
Der Maler Klaus Wanker geht in seinen jüngeren Arbeiten völlig neue Wege.
Die neuen Arbeiten des Malers Klaus Wanker in wenige Worte zu fassen, ist eine Herausforderung. Einfacher hingegen scheint es, seiner Kunst internationales Format zu attestieren: Nach Ausstellungen in Deutschland, England und den USA zeigt im Winter 2014 das Kunsthaus Mürz in Mürzzuschlag unter dem Titel „Land(s)capes - Extrahierter Hypothalamus" eine sehenswerte Personale des gebürtigen Grazers.
Seine Kunst hat sich neu erfunden
Frühe Arbeiten des Künstlers aus den 90er Jahren waren stark an die Tradition der amerikanischen Malerei angelehnt. Großformatige Bilder entstanden in einer kontur- und kontrastreichen Malweise. Darunter Figuren mit entleerten Blicken und abgewandten Gesichtern, abweisende Modellgesichter aus Hochglanzmagazinen, alltägliche Konsumgüter oder übergroße Sado-Maso-Masken. Faszinierend detailreich dargestellt und unmissverständlich als künstlerische Kritik an der marktorientierten Konsum- und Fetischkultur auf die Leinwand gebracht. Wankers jüngere Kunst hat sich zumindest oberflächlich betrachtet nahezu neu erfunden: Er malt nun „Landschaften". Den Betrachtern seiner Bilder eröffnet sich der Blick in metaphysisch anmutende Welten: Gut und gerne könnte dieser aus dem Elektronenmikroskop oder einem Sience-Fiction-Film à la „Blade Runner" stammen. Wer sich auf die Bilder einlässt und sich mit ihnen beschäftigt, kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass sich Wanker auch in seinen neuen Arbeiten treu geblieben ist. Es dauert einfach nur eine Weile, bis man versteht, dass ein bizarr-abstrakt wirkendes Bild dennoch das Resultat eines hyperrealistischen Malprozesses sein kann.
Futuristische Parallelwelt
Wankers Arbeitsweise ist aufwendig. Um die angestrebte physikalische Struktur des Bildes zu „errichten", baut der Künstler dieses auf bis zu 40 hauchdünnen Lasurschichten auf. Die auf diese Weise entstehende Oberfläche ist nahezu ebenmäßig und wirkt in gewisser Weise technoid. Das Ergebnis ist ein Kunstwerk, das erst in der Wechselwirkung mit der Lichtinstallation im Ausstellungsraum seine Wirkung voll entfalten kann. In diesem eröffnen sich dreidimensionale Ansichten, eine funkelnde und oszillierende Räumlichkeit, die das Werk als Relikt einer futuristischen Parallelwelt inszeniert. In der Ausstellung „Land(s)capes - Extrahierter Hypothalamus" im Kunsthaus Mürz, die noch bis 11. Jänner 2015 zu sehen ist, sind das zum einen schwarz-metallische Bilder, die aus der Dunkelheit leuchten. Und zum anderen kontrastierende Arbeiten, in Szene gesetzt durch eine gleißende Lichtinstallation, die ihre fast barock anmutende Farbenpracht ausspielen.
http://www.klauswanker.com/
Stefan Zavernik
Stand: Dezember 2014
Biografisches / Ausstellungen
1969 in Graz geboren; nach einem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens ab 1996 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Sue Williams und Adi Rosenblum sowie an der Kunstakademie Düsselforf bei Siegfried Anzinger.
Einzelausstellungen unter anderem in Graz, Wien, Dornbirn, Bregenz, Frankfurt am Main und Santa Monica (Kalifornien).
Klaus Wanker lebt und arbeitet in Wien und Graz.
Der Text entstand in Kooperation mit dem Grazer Kulturmagazin „80".




