Häuserwände statt Leinwände
Benjamin Höfler macht das, was so manch einer als „Wand beschmieren“ bezeichnen würde: Graffiti. Unternehmen wie Netflix, Facebook und Spotify sehen das anders, und so sind seine oft hausgroßen Werke nicht nur in Österreich zu finden, sondern auf der ganzen Welt verstreut (oder eher versprüht).
Seit 2010 ist Benjamin Höfler unter seinem Künstlernamen SIZETWO als Graffiti-Künstler unterwegs. Sein erstes Graffiti sprühte er aber bereits mit 18 Jahren. Anfangs sind von ihm „nur" die Wände von Kinderzimmern verschönert worden. Die Wände wurden von Jahr zu Jahr größer und öffentlicher. Zusätzlich hielt Höfler regelmäßige Graffiti-Workshops in diversen Schulen und Jugendzentren ab, bis er selbst eine weiterführende Ausbildung als Grafik- und Kommunikationsdesigner an der Grazer Ortweinschule abschloss. 2014 hat es ihn nach Berlin gezogen, wo er seine Sprüh-Skills verfeinert hat. Seitdem ist er auch als Freelance-Artist aktiv. Vier Jahre und zahlreiche Aufträge für bekannte Marken wie Adidas, Universal & Amazon später kehrte er nach Graz zurück. Dort tobte er sich unter anderem in den „Freigeist"-Burgerlokalen aus.
Comichafte Figuren gepaart mit Ursprungsbezug
Benjamin Höfler hat über die Jahre hinweg seinen eigenen Stil entwickelt. Seine comichaften, realitätsnahen Figuren zieren mittlerweile Wände in Deutschland, England, Kroatien, Slowenien, Spanien, Russland, Ukraine, Italien, Argentinien, Schweiz und natürlich in Österreich. Höflers eigene Ansprüche an seine Werken sind „ästhetisch", „hochwertig" und „unterhaltend". Bei seinen freien Arbeiten will er aber seinen eigenen Ursprung in der Graffitiszene hervorheben und verbaut Schriftzüge in den Hintergrund der Figuren mit ein.
Sein bisher größtes Werk ziert die Kühlhalle im „Mural Harbor" im Linzer Hafen. In 10 Tagen hat er anno 2017 um die 500m2. besprüht. „The Cool Store" heißt das Bild, auf dem zwei Yetis in ein Iglu einbrechen und von dessen Bewohner erwischt werden. Ein Video von der Aktion ist auf Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=0r_ZyitE77M zu sehen. Neben Arbeiten auf Beton, Glas & Metall erstellt Höfler auch Arbeiten auf Leinwänden an, denen ein digitaler Entwurf vorausgeht. Zusätzlich bietet Höfler an, die Entstehung seiner Werke videografisch zu dokumentieren und zur Verfügung zu stellen.
Eine Ausstellung, die abgerissen wurde
2017 war Benjamin Höfler beim Kunstprojekt „The Haus" in Berlin involviert. Über 100 Künstlerinnen und Künstler hauchten einem leerstehenden Bankgebäude ein letztes Mal Leben ein. Die Artists durften je einen Raum frei nach ihren Vorstellungen gestalten. So auch Höfler. Eine Zeit lang konnte man die fertigen Räume bestaunen, bis das Gebäude samt der Ausstellung abgerissen wurde. Man könnte fast sagen die Künstler seien Vorreiter von Banksys Shredder-Aktion ein Jahr später gewesen. Nur größer.
Der Traum vom eigenen Graffitishop
Nachdem er 2018 von der deutschen Hauptstadt zurück in die steirische Hauptstadt gekommen ist, hat Benjamin Höfler sich einen Traum erfüllt. Seitdem kann man in der Strauchergasse 6 in Graz Höflers Graffitishop „Scope" besuchen. Dort gibt es alles, was das Sprüherherz begehrt. Abseits vom Sprühen auf Graffiti- und Streetart-Events trifft man den Graffiti-Artist Mountainbike fahrend im Umland oder bei Stadterkundungen mit seiner Tochter Luna in Graz an. Seit 2021 wird Benjamin Höfler von der deutschen Kreativagentur ARTEKING gemanagt. Die Sprühdosen sind also noch lange nicht leer.
Website: http://www.sizetwo.at
Nico Lang
Stand: Oktober 2021