Wie Österreich seine Heimat wurde
Omar Khir Alanam ist einer der erfolgreichsten Autoren und Poetry-Slammer in Österreich. Sogar Bundespräsident Alexander Van der Bellen zählt zu seinen Lesern. Nach Österreich ist er im November 2014 gekommen und seitdem einer, „den jeder Politiker kennt“ – ein Flüchtling.
Aufgewachsen ist Omar Khir Alanam, Jahrgang 1991, in Ost-Ghuta, einem Vorort von Damaskus in Syrien. Dort brach 2011 ein Bürgerkrieg aus, den der damalige BWL-Student hautnah miterlebte. 2013 sollte Omar zum Militär eingezogen werden. Der damals 22-Jährige beschloss daraufhin, seine Heimat zu verlassen. Sein Weg führte über den Libanon in die Türkei, bis er schließlich in Österreich angekommen war. So wie heute schon fast jeder sich etwas über YouTube selbst beigebracht hat, oder es zumindest versucht hat, hat Omar damals mit YouTube-Videos Deutsch gelernt. Irgendwann ist er auf die Straße gegangen, um Leute nach Dingen zu fragen, die er eigentlich gar nicht gebraucht hat, nur um in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen. Drei Jahre nach seiner Ankunft in Österreich, also 2017, belegte er bereits den dritten Platz bei den österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften.
Vier Jahre, vier Bücher
Omar Khir Alanam ist als Vielschreiber das, womit man früher noch geschrieben hat: eine Schreibmaschine. Im übertragenen Sinn natürlich. Sein erstes Gedicht verfasste er mit 16 Jahren im Englischunterricht, nachdem er heimlich eine Lesung in einem Einkaufszentrum in Damaskus besucht hatte. Damals machten sich der Lehrer und die Mitschüler noch über ihn lustig. Jahre später besuchte er dann in Graz einen kostenlosen Schreibworkshop mit anschließendem Wettbewerb, den er auch gleich gewann. Sein erstes Buch „Danke! Wie Österreich meine Heimat wurde" erschien 2018 und kletterte direkt auf Platz zwei der Bestsellerliste in der Kategorie Sachbuch. Selbst Bundespräsident Alexander Van der Bellen zählt zu den begeisterten Lesern des Buches. 2020 erschienen Omars Gedichtband „Auf der Reise im Dazwischen" und sein Buch „Sisi, Sex und Semmelknödel. Ein Araber ergründet die österreichische Seele". 2021 kam sein nunmehr viertes Buch heraus: „Feig, faul & frauenfeindlich. Was an euren Vorurteilen stimmt und was nicht." In seinen Texten und Büchern behandelt er Themen wie Heimat, Exil, Ausgrenzung, Revolution, Flucht, Identität und Liebe.
Graz, die kleine Schwester von Damaskus
Graz ist seine neue Heimat, die Omar liebevoll „kleine Schwester von Damaskus" nennt. Mittlerweile lebt der Autor mit seiner Freundin und ihrem gemeinsamen Kind in der steirischen Landeshauptstadt. Seit Kurzem ist er auch Mitglied des „Slamkollektivs Graz" und hat zusammen mit seinen Slammer-Kollegen Agnes Maier, Yannick Steinkellner und Christoph Steiner mehrere Slam-Formate nach Graz gebracht. Zusätzlich veranstaltet er selbst Workshops zu den Themen Poetry Slam, Migration und zu seiner persönlichen Geschichte, um an ein schöneres Morgen glauben zu können. Neben seiner Künstlerkarriere hat Omar auch die Ausbildung zum Sozialarbeiter gemacht.
Seine Geschichte konnte er bereits in einem „Ted Talk" erzählen. Nach zahlreichen Talkshows, Auftritten, Workshops und Interviews kennen ihn heute nicht nur die Politiker, sondern auch wir, das Publikum. Aber nicht als Flüchtling, sondern als Omar Khir Alanam, Grazer Buchautor und Poetry-Slammer.
Website: https://www.omarkhiralanam.com
Nico Lang
Stand: Februar 2022