Vom Koch zur Kunst
In all seinen beruflichen Anstrengungen gab sich Matthias Ludwig Bürger-Mader nie mit dem Oberflächlichen zufrieden. Jetzt taucht er in die Tiefen der Kunst ein
„Ich kann nicht anders, als das, was in mir drinnen ist, zu machen. Das habe ich gelernt", erzählt Matthias Ludwig Bürger-Mader in seinem Interview. Den Einstieg in die bildende Kunst schaffte er mit dem Meisterklasse-Studium für keramische Formgebung an der Ortweinschule in Graz. Zuvor hatte der nun freischaffende Künstler ein bewegtes Leben, das immer wieder eine Riesenportion Lebens-
kunst von ihm forderte. Er kommt aus einer Familie, in der sowohl die Großeltern als auch Eltern in der Gastronomie erfolgreich waren. Da die Eltern zuerst ein Haubenlokal in Waidhofen an der Ybbs und danach ein Hotel in Kärnten betrieben, trat auch Matthias als Koch und Kellner in ihre Fußstapfen. Doch das war ihm nicht genug. Er schloss noch eine Lehre für Landschaftsgestaltung ab und wurde zudem zum diplomierten Gesundheitstrainer. Daneben begleitete ihn sein ganzes Leben lang auch die Kunst, außerhalb der Kochkunst. Er betrieb zwei Jahre lang die Forellenstation Mader in Alt-Ossiach, kochte sich dort zum Sternekoch und war gemeinsam mit Klemens Marktl, Michael Erian und Rob Bargad Mitbegründer der Veranstaltungsreihe „Café-Jazz Mondays“ im Konzerthaus Klagenfurt. Dass er in Summe in knappen 20 Betrieben tätig war, begründet er humorvoll: „Ich mag die Vielfalt.“ Und zu seinem Weg in die Kunst sagt er nachdenklich: „Das Werden zum Künstler ist ein Weg, den man geht.“
Durch seine Beschäftigung mit Nahrung in all ihren Facetten, ist dies auch substantieller Anteil in seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Unter dem Titel „Vom Samen bis zum Teller“ versteht sich auch eine Gründlichkeit des künstlerischen Prozesses. Für ein Weingut in Langenlois, das umgebaut wurde, entwickelte Bürger-Mader Steinzeug-Eier, die als Weinbehältnisse besondere Eigenschaften erfüllen sollen. Anhand dieser Arbeit erklärt der Künstler die Themen und Fragen, denen er künstlerisch nachspüren möchte: „Wo ist Symbiose möglich? Wie kann man Monokulturen vermeiden? Wie kann ich ein hohes Maß an Qualität erreichen?" Es sind dies auch metaphorische Fragen, die sich in das Zusammenspiel von Lebenskräften ein- fügen. Das Konzept seines Projektes „Ich&Du intim“ gibt Einblick in seine kreative Auseinandersetzung. Matthias Ludwig Bürger-Mader sucht Menschen, die es ihm erlauben, vier bis sieben Tage mit ihm zu leben, im wahrsten Sinne des Wortes. In Wort, Bild und Ton wird Bürger-Mader dann über diese Tage der Begegnung und all das, was er gemeinsam mit diesem Menschen erlebt hat, dokumentieren, beschreiben und über verschiedene Medien ausdrücken. Daher wird er auch von seinem „Kurzzeitintimfreund“ eine Kopfmaske aus Keramik anfertigen auf dem Hintergrund „So sehe ich dich.“ Bürger-Mader ist noch auf der Suche nach Menschen, die sich mit ihm auf dieses doch intime, experimentelle Kunstprojekt einlassen.
Die Keramik ist eine wichtige Ausdrucksform für den Künstler. Bei der Produktion von Teeschalen beschäftigt er sich mit ihrem kulturellen Wert und Hintergrund und ihrer Geschichte und auch mit ihrer Zerbrechlichkeit. Auch hier fließt wieder das Thema Nahrung ein. Mit seinem KUNSTRAUM STEIERMARK-Stipendium möchte er seinen künstlerischen Weg vielseitig und vielschichtig begehen, weil es schwebt ihm noch viel vor.
Kurzbio Matthias Ludwig Bürger-Mader
Geboren 1980 in Waidhofen an der Ybbs, lebt und arbeitet in Graz. Er schloss 2017 die Meisterschule für Kunst und Gestaltung (Ortweinschule), Keramische Formgebung bei Irmgard Schaumberger ab. Zuvor machte er eine Lehre zum Gebrauchskeramiker. Er ist ausgebildeter Landschafts- und Grünflächengestalter, diplomierter Gesundheitstrainer, Koch und Kellner.
Aus der Publikation zu den Landes-Kunst- und -Kulturpreisen 2019
Herbst 2019