Das Material spricht beim Weben mit
Die Textilkünstlerin Ramona Hirth aka Mona Rith im Gespräch.
Das Land Steiermark Kultur vergibt heuer das erste Mal zwei Förderungspreise für steirische Absolvent*innen der Universität für angewandte Kunst. Du bist eine der ersten Preisträgerinnen. Was bedeutet dieser Preis für dich?
Den Preis bei der Sponsion an der Angewandten überreicht zu bekommen, war eine Freude und große Überraschung für mich! Vor allem auch, weil ich die ganze Situation als sehr wertschätzend erfahren habe. Weiters ist es natürlich eine Bestätigung und motiviert sehr, an den vielen Ideen zu arbeiten und diese umzusetzen.
Hat dein künstlerischer Lebensweg in der Steiermark begonnen? Was hat dich dazu gebracht?
Ich bin in der Steiermark geboren und aufgewachsen - somit hat auch der künstlerische Weg hier seinen Anfang genommen. Mit knapp 20 Jahren bin ich dann für eine Zeit nach Berlin gegangen, um mich von einem angelernten Bild einer bestimmten Lebensführung zu lösen. Danach habe ich mit mehr Offenheit meinen Alltag gestaltet - und dadurch auch verstärkt nach Wegen gesucht, Kreatives und Künstlerisches selbstbewusst einzubinden und zu zeigen. Schließlich bin ich nach Wien übersiedelt und habe dort ein paar Jahre - auf der Suche nach einem kreativen Tun - beim Film gearbeitet, bis ich mich mit Ende 20 für ein Studium entschlossen habe - das ich nun vor ein paar Wochen beenden konnte. An der Angewandten war - unter anderem - die wunderbare Möglichkeit gegeben, verschiedenste Werkstätten zu nutzen, Materialien, Menschen und Kontexte kennenzulernen.
Bitte erzähle von deiner künstlerischen Praxis.
Für mich war es schon immer wichtig, mich mit Materialien auseinanderzusetzen und Techniken wie auch Methoden zu hinterfragen und damit zu experimentieren. Jede Methode ermöglicht eine Weite an Optionen, die man erfahren und in der man sich bewegen kann - oder auch Grenzen darin finden und neugierig ausloten kann. Meine Neugierde ist nach wie vor sehr groß.
Aktuell arbeite ich viel in der Weberei: Fäden als Ausdrucksmittel und die Technik als Rahmung dafür faszinieren mich. Das Weben ist sehr interessant, weil es einerseits unzählige Möglichkeiten gibt, etwas zu entwickeln, andererseits, weil der Umgang mit dem jeweiligen Webgerät, Materialkenntnisse und konsequente Abläufe in die künstlerische Auseinandersetzung ganz stark miteinfließen. Beim Weben hat das Material eine ganze starke Mitsprache, wie ein Objekt oder ein Textil aussehen wird - darauf muss man sich einlassen.
Gibt es für dich künstlerische Vorbilder, Idole?
Künstlerisches Vorbild in dem Sinne gibt es nicht. Denn für mich ist die Lebenshaltung und Lebensführung spannender als das Ausdrucksmittel. Daher gibt es Menschen aus verschiedenen Bereichen, die dazu inspirieren, Leben zu gestalten.
Was sind deine nächsten professionellen Schritte bzw. wie stellst du dir künftig dein Arbeitsleben vor?
Gerade arbeite ich an der Umsetzung eines Konzeptes für eine Ausstellung im Oktober 2021. Dort wird es stark um die Wirkung zwischen den gewebten Objekten und einem historischen Raum gehen. Ich verbringe meine Zeit gerade damit, die Idee umzusetzen - und auch immer wieder die Arbeit zu betrachten. Das Ergebnis wird erst beim Aufbau vor Ort, mit dem vorhandenen Licht und dem Raum, sichtbar.
Weiters war ich die letzten Wochen damit beschäftigt, einen Online-Auftritt unter dem Künstlernamen Mona Rith zu kreieren. Dadurch entsteht nun auch international ein Austausch mit Kolleg*innen und Interessierten. Außerdem bin ich seit einem Jahr als AHS-Lehrerin tätig. Dies wird auch weiterhin mein beruflicher Weg sein, doch ich versuche, die künstlerische Arbeit und die Tätigkeit in der Schule parallel unterzubringen. Davor war ich immer wieder auf der Suche nach einem ausgeglichenen Weg, Interessen miteinander zu verbinden und eine Balance zu erstellen. Nach meiner bisherigen Erfahrung im Unterrichten gelingt dies in der Schule mit den künstlerischen Fächern und der Vielfalt an Charakteren, die einem dort begegnen, sehr gut.
Stellst du es dir schwierig vor, deinen Lebensunterhalt nur durch deine künstlerische Tätigkeit zu finanzieren?
Eine Finanzierung nur über mein künstlerisches Tun stelle ich mir sehr schwierig vor, ja. Ich arbeite im textilen Bereich, webe sehr viel und erstelle Unikate. Die Tätigkeit ist einerseits sehr zeitaufwändig, sodass ich nicht im hohen Maße „produzieren" und umsetzen kann. Weiters ist textile Kunst ein Bereich, der in Österreich nicht unbedingt zu jenen zählt, die eine hohe Sichtbarkeit haben.
Kurzbio Ramona Hirt
Geboren 1986 in Graz, lebt in Wien. Abschlussarbeit im Rahmen ihres Kunstpädagogik-Studi- ums an der Universität für angewandte Kunst,
Thema: Zusammengetragen Abgestellt Entfallen. Über den Umgang mit Depot-Beständen, Wien 2021. Arbeitet als Künstlerin unter dem Namen Mona Rith und als Kunstpädagogin an einer AHS.
Petra Sieder-Grabner
September 2021