Von Kindheit an der Kunst verbunden
Marlene Mautner lotet in ihren Werken die digitalen Parallelwelten von Computerspielen aus und wurde 2024 mit dem steirischen Förderpreis für Absolvent*innen der Angewandten ausgezeichnet.
Das Land Steiermark Kultur vergibt heuer zum vierten Mal zwei Förderungspreise für steirische Absolvent*innen der Universität für angewandte Kunst. Was bedeutet dieser Preis für dich?
Ich freue mich natürlich sehr darüber und weiß diesen Preis zu schätzen. Gerade in den letzten Jahren hat es mich mit meinen Arbeiten vermehrt zurück in die Steiermark verschlagen, da ich an Ausstellungen in Graz teilgenommen habe.
Hat dein künstlerischer Lebensweg in der Steiermark begonnen? Was hat dich dazu gebracht?
Ich kann mich an die ersten Ausstellungsbesuche in Graz während meiner Kindheit erinnern, da waren etwa auch Werke von Erwin Wurm und Daniel Spoerri zu sehen. Meine Mutter ist sehr kunstinteressiert und brachte mir die Kunst von klein auf näher. Dies hat sicherlich meinen Werdegang beeinflusst.
Hast du im heimatlichen Umfeld noch Kontakte, die sich auf künstlerische Themen beziehen? Welche sind das? Und wo kann man gegebenenfalls deine Spuren entdecken?
Die erste Ausstellung, die ich in Graz hatte, fand im Forum Stadtpark statt. Dort habe ich einige tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich auch heute noch von Zeit zu Zeit in Kontakt stehe. Dieses Jahr hat das Universalmuseum Joanneum Werke von mir angekauft, dort lassen sich also Spuren von mir finden.
Bitte erzähle von deiner künstlerischen Praxis.
Aus der Fotografie kommend, habe ich mich in den letzten Jahren mit weiteren Medien beschäftigt. Zurzeit ist das Computerspiel mein Hauptmedium. Spielen liegt in der Natur des Menschen und auch anderer intelligenter Lebewesen. Spielende reisen in fremde Welten, sei es durch analoges oder digitales Spielen. Mich interessieren die Schnittstellen zwischen dem physischen Spielobjekt und der digitalen Parallelwelt. Deshalb habe ich mich in meiner letzten Arbeit besonders auf diesen ‚Transmitter‘, den Spiel-Controller, fokussiert. Dabei entstanden fünf Skulpturen, die mit einem Computerspiel verbunden waren. Die Skulpturen, oder ‚ludic things‘, steuern mittels Berührung einen Charakter im Spiel.
Gibt es für dich künstlerische Vorbilder?
Ohne nun einzelne zu nennen, gibt es natürlich viele Vorbilder. Ich würde sagen, dass mich besonders diejenigen inspirieren, die sich auf unkonventionelle Weise mit neuen Technologien auseinandersetzen und diese durch ihre Kunst kritisch analysieren. Diese Art von Kunst begeistert mich momentan am meisten.
Welche sind deine nächsten professionellen Schritte bzw. wie stellst du dir künftig dein Arbeitsleben vor?Mein nächster Schritt ist eine Residency in Island, wo ich mich mit Thingvellir, dem Standort des ersten demokratischen Parlaments des Westens, beschäftigen werde. Danach werde ich nach Österreich zurückkehren, um an einem neuen Projekt zu arbeiten, das skulpturale Elemente mit einer digitalen Oberfläche verbindet.
Wie schätzt du die Möglichkeiten ein, deinen Lebensunterhalt durch deine künstlerische Tätigkeit zu finanzieren?
Tatsächlich denke ich, dass es zwar möglich ist, aber für die meisten sehr schwer erreichbar bleibt. Gerade in der digitalen Kunst ist der Markt nicht sehr groß, doch ich denke auch, dass sich das in Zukunft ändern wird.
Kurzbio
Geboren 1989, aufgewachsen in Bruck an der Mur, lebt und arbeitet in Wien. Studium der angewandten Fotografie und zeitbasierter Medien sowie Experimental Game Cultures; zahlreiche Ausstellungen.
Website: www.marlenemautner.com
Beitrag aus der Begleitpublikation zu den
Kunst- und Kulturpreisen 2024 des Landes Steiermark
Stand: Oktober 2024